Sonntag, 26. Dezember 2010

Wie kann ein politisches System, das es nicht schafft, die einfachsten Probleme für längere Zeit zu lösen, wie kann so ein System sich derart sicher sein, die Verantwortung übernehmen zu können für Atomkraftwerke und deren Sondermüll für die nächsten Tausenden von Jahren?

Samstag, 25. Dezember 2010

Ende gut, Knete gut. Buch simpel, Kasse klimpel.
Diese Menschen, die aussehen, als stammten sie eher von einer Krebsgeschwulst Adams als seiner Rippe – wofür mir ja sicher Frauenfeindlichkeit vorgeworfen werden wird! …
Wie kannst Du Dir nur die vielen Bücher leisten, fragen sie – kauend mit dem Roastbeef im Gegenwert von drei Büchern im Mund. Schlürfend am Drink zum Preis von zwei Taschenbüchern. Die nächste Bestellung ist bereits aufgegeben. Wo nimmst nur das Geld her, mampf? Peng!
Spa-a-a-a-arsame Schweizer. Spa-a-a-a-arschweinchen. Gut gefüllt mit Speck.

Freitag, 24. Dezember 2010

Das unermessliche, unzerstörbare Leben, das mein Wesen durchwiegt, und dem im Vergleich dazu so kärglichen Leben des Weltalls … Aber das tönt ganz nach Kirche. Doch die kann mich mal. Oder eben nicht …
Sind wir nicht alle Nachfahren von Menschen, die elendiglich versklavt waren, gezwungen, Kirchen zu bauen, Paläste, Monumente, Grabmäler, Brücken und Wälle. Warum sehen wir uns das alles an – und weinen nicht?
Begeht mehr Religionsstörungen, um zur Andacht zu kommen!
Der ganze Glaube reduziert sich – scharf beobachtet – auf ein psychisches Problem. Lassen wir die große Masse also ruhig der Kirche. Sie verdient sie – und umgekehrt.

Donnerstag, 23. Dezember 2010

Hat der allgemeine Wohlstand nicht zu viele Menschen hervorgebracht, die auf der Welt gar keinen Platz mehr zu finden glauben und bald zu einem ultimativen Mittel greifen werden, um Platz zu schaffen – wenn auch nicht mehr für sich (was sie aber nicht ahnen)?
Die wahren Künstler sind jene, die mit den Splittern ihrer Welt nicht nur spielen, sondern an ihnen verbluten. Schneller oder langsamer.
Kulturkonsumenten (versus Kulturabhängige, fest an ihr Hangende) haben eine Geistesart, die das Höchste mitdenken will, oft auch kann, und die das Niederste dennoch nicht verhindert, nicht zu verhindern sucht.
Kunst ist nie ein bloßer Spiegel zur Welt. Sie verwandelt diese vielmehr in ein neues, aus sich selbst bewegtes Gebilde (eine Art perpetuum mobile durch Jahrhunderte). Deswegen mögen narzisstische Menschen nicht lesen: Sie finden sich darin nicht wieder vor. (Was nichts darüber sagt, warum es auch bei den Schriftstellern derart viele Narzissten gibt oder ob sie nicht doch darin vorkommen, die Narzisten.)

Mittwoch, 22. Dezember 2010

Zuschauer in Gottes Satire sein? Nein danke, lieber greife ich ab und zu ein.
Grenzen der Gemeinschaft (Plessner): Wir werden nie eins sein. Egal mit wem oder was. Höchstens mit unserem Werk. Aber auch nur im Werk – nicht als Werk.
Literatur heute: Ein Werk, das immer auch sein eigenes Werden erzählt, dessen Entstehen eines der eigenen Hauptthemen ist, ohne dass es dabei an Welthaltigkeit (oder Gegenwelthaltigkeit) verliert.
Als Mensch im All nur ein Staubkorn. Es kommt wohl also drauf an für den Einzelnen, in seinem Staubkorninnern ein ganzes Weltall zu erschaffen oder mindestens zu gewähren; es wäre der altbekannte Makrokosmos im Mikrokosmos – macht aber das Leben einigermaßen ausgeglichen und erträglich. (Von sinnvoll wollen wir nicht reden ...)
In der Mobilmachung steckt deutlich der Mob.

Dienstag, 21. Dezember 2010

Wer bloß die üblichen Ängste kennt, wer also metaphysische Angst nicht kennt, wird nie ein Kapitalismus-Vegetarier.
Wenn ein kluger Mensch hinfällt, fällt er auf seinen Arsch; wenn ein Dummkopf hinfällt, fällt er auf die Religion.
Auch was nie auf einem Schiff gewesen ist, kann untergehen.
Politik, wenn sie realistisch bleiben will, sollte eine dauernde Hinterfragung der Bilder sein, die sich in den Köpfen der Menschen über alles und jedes bilden. Sonst schwebt sie mehr in Träumereien als jene, denen sie genau dies vorwirft.
Alle wollen den Schriftstellern aufdiktieren, was sie schreiben sollen; aber eine Wirkung gesteht man ihnen dann nicht zu.
Formalititten. (Allerweltsware, die man sich beim Chirurgen anplastern lässt.)
Opposition heute: Bewahren, was Wert hat. Oder: Überhaupt mal wieder etwas erschaffen, was Wert hat.
Was willst du? Ich?! Ich suche das Glück im Unglück des Lebens.

Montag, 20. Dezember 2010

Das Alter: Wie gefangen sieht man aus seinem enger und dunkler werdenden Leben in die bunte Welt der anderen, die man nicht mehr versteht. Ihr Lachen hat keinen Sinn mehr und ihr Weinen klingt nicht traurig.
… Dass Lesen und Schreiben nur dem hedonistischen Dogma einer Erlebnisgesellschaft suspekt erscheint.
Schriftsteller, über dessen bildlichen Beschreibungen alle immer ganz begeistert sind, aber irgendwie auch etwas verwirrt und gar leicht amüsiert: Sie würden es wahrlich nie so beschreiben; bis dann viel später einer merkt, dass der Schriftsteller extrem kurzsichtig gewesen sein muss …
Jeder Mensch sollte einen individuellen Namen haben, den es nirgends auf der Welt sonst gibt. Wenn nun jemand findet, das gäbe zu viel zu erlernen, sieht man wenigstens, welche Personen welchen ›Freunden‹ ein Namenslernen und Namenseinprägen wert sind. (Wenn jemand stirbt, wird der Name wieder frei; so wären auch perfekte Huldigungen an Verstorbenen möglich; aber ob da nicht die Reichsten wieder solche Namen kaufen könnten?)
Freies Land? Wie kann man ein Land als frei bezeichnen, das eine Armee beansprucht und Festungen baut, um verteidigt werden zu können, und dem dann fast alles unterwirft, zumindest die freie Wahl der ›Wehrpflichtigen‹, den Naturschutz und eine Menge Geld.
Wenn ich nur mein Innerstes in nuce herauskristallisieren und in Sprache gießen könnte, würde ich wohl richtig gute Prosa schreiben. Aber denkt das nicht jeder Schriftsteller?

Samstag, 18. Dezember 2010

Um die Zumutung, die Leben und Welt bedeuten, erträglich zu machen, erfindet der Schriftsteller seine Realität. Und weil der Schauer der Wirklichkeit das Schreiben also diktiert, gibt es auch bei einer auf so genannte Künstlichkeit bauende Literatur keine Weltflucht. Sie ist vielmehr Ausdruck eines Widerstands und gleichsam Mittel der Kritik. Egal ob im Sinne einer Pararealität oder einer Subrealität.
Wer heute unbekleidet gegen Pelztiertötung protestiert, nackte Hoffnung der Humanität, wird von Uniformierten zwangsbekleidet.

Freitag, 17. Dezember 2010

Ich wäre noch so zufrieden – und habe wohl als guter Schüler damit gerechnet –, wenn es im Leben ginge wie in der Schule: Strafen gäbe es nur bei Verfehlungen. Nun aber …
Geist ist geil!
Ich will nie so sein, wie sowieso alle sein müssen.

Donnerstag, 16. Dezember 2010

Viele wollen berühmt werden. Später ist ihnen nicht mehr so wichtig, nicht Durchschnitt zu sein; Hauptsache, sie machen ihren Schnitt. Dabei sind sie oft nur ein Verschnitt.
Schriftsteller sind wie Kinder von Pidgin-Eltern: Aus einem sprachlichen Trümmerhaufen müssen sie innerhalb einer Generation eine wirkliche Sprache gestalten.

Mittwoch, 15. Dezember 2010

Die Religion frisst ihre Rinder. Und Fische. Und Vögel. Und Froschschenkel als Delikatesse.
Armee: Bollwerk der Gesellschaft.
Künstler und Schweine liebt man erst nach ihrem Tode.
Haste was, biste was. Hasste was, biste wer.
Wer zu viel hat und zu viel isst, kommt nicht auf dumme Gedanken. Zum Beispiel an jene, die zu wenig zu essen haben.
Gipsschädel unterdrücken unsereinen. Bis mi nüme gips.

Dienstag, 14. Dezember 2010

Nicht jeder menschliche Abgrund hat Tiefe.

Montag, 13. Dezember 2010

Die Presse ist, wie sie heißt: eine Quetschmaschine.
Der Tod als unbestreitbarer Existenzbeweis.
Unter jedem Menschen liegen doch ganze Höhlensysteme des Verborgenen. Könnte man da nicht wenigstens versuchen, diese Höhlen zu gemeinsamen Höhlensystemen zu verbinden? Aber sie lassen ja das Graben nicht zu, haben Angst vor dem Dunkeln …
Wie Pflanzen brauchen wir Menschen die Exkremente anderer Lebewesen: Werden wir dem gerecht?
Wenn man Wünsche endlich einmal beim Schwanz packen kann, stellt sich heraus, dass sie Echsenschwänze haben. Etwas ungläubig hält man das Schwänzchen in der Hand und der Wunsch selbst ist – sommerhusch – weg und fort.
Alles ist unsinnig. Eigentlich auch das Dichten. Aber es ist der beste Unsinn, den es geben kann.
Ah, all diese dämlichen Pensionisten, die nichts anzufangen wissen mit ihrer Zeit. Am schlimmsten aber sind jene, die dazu auch noch in der Regierung hocken.
Was würdest du beim Weltuntergang machen, wenn du noch eine Stunde Zeit hättest? – Mit meinen drei Katzen ins Bett liegen. – – Wer so antwortet, ist für die Welt noch nicht verloren.

Sonntag, 12. Dezember 2010

Ich bin nie gestillt worden. Das habe ich wohl mit Jesus gemein.
Erlebnisse und Erlesnisse.

Samstag, 11. Dezember 2010

Während viele Menschen über geheime kleine Sünden laut tratschen, will ich über große öffentliche Sünden leise schreiben. Die Wirkung folgt später.
Gottes Wege sind nicht nur unerforschlich, sondern zum Glück auch unbegreiflich.
Vox populi, vox Dei. Genau. Und nicht etwa umgekehrt.
Ich bin zwar parteilos, aber nicht ohne Parteinahme.
Vernunft und Spinnereien!
Lesefrüchtchen-Sammlung.

Freitag, 10. Dezember 2010

Warum nicht eine Fernsehquizshow, wo die Kandidaten zwar Geld gewinnen können (Geldi-Geldi olè!), wenn sie die richtigen Antworten wissen, bei der sie aber ein Jahr lang aufs Auto oder den Fleischkonsum verzichten müssen, wenn sie bei einer Frage falsch liegen? Wär wohl spannender als das, was man heute so geboten bekommt. (Nur so nebenbei: Ich habe seit 15 Jahren keinen Fernseh-Empfang mehr.)
Ach die Menschlein, sie wollen alle alles haben: Autos, Flugzeuge, eine Villa, einen Swimming-Pool, eine Sauna im Haus etc.; um am Ende – scheinbar weise geworden – dann doch möglichst zwischen dampfenden Kuhfladen selbstgemachte Kekse zu knabbern und ins ungemähte Gras zu beißen.
Ich bin kein‘ Deut besser? – Vielleicht keinen A-Deut; aber sicher eine B-Deut-ung! (Dies Quentchen Lebensweisheit reicht gerade mal für die TV-Shows!)

Donnerstag, 9. Dezember 2010

Dubito, ergo sum summ, plemm plemm …
Aber: Da sich der ›Kosmos‹ nicht nur Naturgesetzen beugt, sondern auch jenen der Statistik – weil diese eben wie jene von den Menschen erkannt wurden, auf nur ihre Weise –, werden wir wohl nie hinter die Geheimnisse all dessen kommen, was uns eventuell nur scheinbar umgibt und was um uns abläuft: Wie sollen wir erkennen, was wir nur mit unseren Begriffen fassen können (geschweige denn mit unseren Sinnen; siehe Kant).
Anders gesagt: Wenn die Verbindung von wachsender Unordnung und der Zeit meint, dass diese Verbindung so unauflöslich ist, dass sie das Grundgesetz der Welt heißen kann; und damit also auf Sicherste feststeht, dass bei voranschreitender Zeit nur immer ein größeres Chaos entstehen kann im Ganzen des Alls, alles nur immer noch chaotischer wird, wie der Zweite Hauptsatz der Thermodynamik besagt – so ist doch der wahre Künstler jener, der eine perfekte Unordnung im Alphabet herstellt, so, dass er doch wieder einen perfekten Text hat (der eben eventuell den ganzen Welt-Prozess plötzlich umdrehen könnte).
Und: Zeit: Das Anwachsen der Unordnung im Universum spannt die Zeit als erfassbare auf – und bestimmt ihre Richtung: Die Unordnung ist stetig größer als jemals in der Unendlichkeit, die ihr vorausging. Macht es da Sinn, je Ordnungen aufzustellen? Oder stellen wir deshalb immer mehr davon auf? Kann man durch eine perfekte Ordnung eines perfekten Textes das ganze System zum eigenen Einsturz bringen? Zur Umkehrung?
Streng betrachtet leben wir alle wie jemand, der eine Brille bräuchte, aber keine aufhat. Wer wissen möchte, was genau wir eigentlich vor uns haben, um uns haben, muss alles gewissermaßen denkend rekonstruieren. Nur der kann überhaupt ein klein wenig erfassen, was um uns herum und mit uns geschieht. (Gebt mir Augen, um zu sehen? Vergiss es!)
Pflaumensteinerne Kirschkerle.

Mittwoch, 8. Dezember 2010

Geschwindigkeitsdemenz.
Auch so einer, dem man später nur noch das nil nise bene wird nachrufen können.
Ob Bach bei den Cello-Sonaten auch vor Augen hatte, wie das beim Spielen aussieht? (b-a-c-h bedachte er ja auch ... )
Die Worte, die wir fürchten …
Literatur knabbern: Ach, weg mit den Mäuschen, Ratten und Falschlesern! Diese Häppchen-Fresser.

Dienstag, 7. Dezember 2010

Wen die Leute besonders achten, den machen sie vom Pfundskerl zum Mordskerl. (Ich werde lieber verachtet.)
Die Fliege, die sich im Netz zu Tode gezappelt hat, obwohl die Spinne schön längst woanders ist: Was gibt es sinnloseres?
Würde man bei allen Denkmälern das Überflüssige abhauen, bliebe fast überall bloß der Sockel zurück.
Viele Eltern vermachen ihren Kindern Erbschaften, lange bevor sie überhaupt ans Sterben denken.
Wenn Frauen Männer wären, würden sie beim Pinkeln stehen.

Montag, 6. Dezember 2010

Ich hasse die Menschheit, nicht die Menschen. (Oder: Verabscheue ich sie? Oder ist auch das zu stark? Was sagen meine Gefühle? ...)
In der Schweiz fahren sogar die Kühe Ski. So will es die Landeswerbung. – Oder ist sie nicht ungefähr so lächerlich wie dies Bild?
Es kommt einem kleinen Wunder gleich, dass in der Schweiz die Niederschlagsmenge noch nicht gesetzlich geregelt ist. (Könnte man es, man würde es wohl…)
Überhaupt: Dichter und die so genannten Mäzene bzw. Förderer. Als Robert Walser mal zu einer Dichterlesung nach Zürich geladen war, hatte er kein Geld für die Fahrkarte, daran hatte man schon mal nicht gedacht. So wandert er denn zu Fuss von Biel nach Zürich. Und dann, man denke sich: Erschöpft und ärmlich gekleidet tritt der Dichter nach Tagen vor den Vorsitzenden des Literaturvereins. Der schaut sich Walser an und verweigert ihm den Auftritt. Verlogenes Pack!
Einige wollen sich Gottes Wort überlassen. Andere sind Schriftsteller.
Angetreten zur Entlarvung der Hohlheit der Gesellschaft, die sich mit prominenten Namen schmückt, die sich wiederum von dieser Gesellschaft korrumpieren lassen …

Sonntag, 5. Dezember 2010

Todeswissen, Todesbewusstsein, Todesangst, Todesflucht, Todesbereitschaft, Todes …
Scheiksbier geht über Land, gleitet die Kehlen hinauf, perlt der Larynx entlang …
Das Ziel muss/soll es sein, den Wörtern die Kraft zur (Wieder-)Erweckung des Denkens und Bemerkens zu geben.
Die öffentliche Hand ist meist nur ein kleiner Finger.
Dir Recht geben. Dir Recht. Tierrecht.
Das Glück ist nicht so leicht abzuziehen wie das Bier aus den Fässern.
In die Leere schreiendes Denken.
Dieses Land stinkt. Wenn nicht schon zum Himmel, so jedenfalls zu allen meinen Fenstern herein.

Samstag, 4. Dezember 2010

Wie oft wird ein Traum zum Trauma?
Der Kinderglaube spielt in mir. Damals dachte ich manchmal: Luzern sei die ganze Welt. Heute denke ich oft: Die ganze Welt ist wie Luzern.
Es gibt kaum einen Grund, für jene zu schreiben, die von sich behaupten, sie könnten lesen.
Mein Haar, mein Haar, warum hast Du mich verlassen?
Ruhmbedreckt.
Jede reflexhafte, unreflektierte Unterschrift für das vermeintlich Gute kann ein Argument sein gegen die direkte Demokratie.

Freitag, 3. Dezember 2010

Immer dieses Überanthropozentrische. Könnte Euer Jesus nicht schon als Dinosaurier auf die Erde gekommen sein?
Man trägt wieder Pelz. Man trägt wieder Pudel. Man trägt wieder Gold. Man trägt wieder Gott. Man trägt wieder Nationalstolz. Man trägt wieder Blutfehde. Man trägt wieder Kinder. Man trägt wieder Knarren. Man trägt wieder Eitelkeit.
Die Marktlücke: Müll fressende Fische.
Von der Liebe des Jägers zum Wild, das er ›hegt‹ und dann tötet. Das Gerede von der ›Liebe des Bauern zum Vieh‹, das er füttert und dann schlachten läßt.
Kultur ist schon immer bloß einer sehr dünner Firnis gewesen auf der Fratze ungeheurer Barbarei.
O my Goddess!

Donnerstag, 2. Dezember 2010

Unsinn Gebet: Würden an einer Olympiade auch nur zwei Gebete erhört, müssten stets zwei Sportler gewinnen!
Selbst der Freitod soll in der Schweiz in der Presse möglichst wenig erwähnt werden. Damit er nicht nachgeahmt werden könne. Man muss die, die zum Geschäft beitragen, schließlich hierbehalten. Tod bringen sie nur ganz am Ende nochmal was …
Alles Schlechte kommt von oben. Von der Schwindel-Höhe eines zu hohen Lebensstandards.
Kulturverdämmerung.
Zitronenkopf (Goethe).

Mittwoch, 1. Dezember 2010

Der Mensch: Am Ende reicht ein Kreuz als Unterschrift.
Wie lautet die Regel, die ich durch meine Ausnahme bestätige?
Die Welt ist ein erbärmliches Plagiat der Hölle.
Was fürchtet ihr euch vor dem Chaos? Ist doch die vollkommenste Dichtung nur ein in Unordnung gebrachtes Alphabet.
Frisch ab Presse: gedruckt wie gelogen.
Was haben die Menschlein in der Jugend nicht alles vor. Bald aber werden sie bieder. Es beginnt das Lächerliche des Ernsthaften, wo früher der Ernst des Lächerlichen war.
No books – no sex!

Dienstag, 30. November 2010

Bernsteinwellen.
Schriftsteller: Mit Geschichten gegen die Macht des nur scheinbar Unabänderlichen.
Automobilmachung.
Ehrlicher als ein Kreuz wäre eine Banknote auf dem Schweizer Wappen.
Das Theater im Ohr. (Etwa die Welt, die Welt?)

Montag, 29. November 2010

Die Angst ist der Gesichtsschleier der meisten Menschen – auch im Abendland (welch Wunder!).
Wer sagt »Wasser«, während er es trinkt?
Omphalophobie vs. Nabelschau.
Diktatur der Volksdummheit? Oder bloß kein Mut zur Angst?

Freitag, 26. November 2010

Bedeutungsfreie Sprache? – Wäre immer noch die Frage zu stellen, ob sie auch sinnfrei sei? Aber die Suche nach dem Alpha-Teilchen ist kaum bedeutungslos! (Für die Theorie des Alpha-Teilchens gebührte mir der Nobelpreis in Physik.)
In einem 30-Milliliter-Tintenfass haben 171‘073 Wörter Platz (Achim Schollenberger 1998 im Selbstversuch mit dem Wort »Wort«): Ja, es gibt ganz sinnvolle Kunst! (Es lebe der verzauberte All-Tag!)
Glücklich sein, ich soll öfter glücklich sein? Aber ich bin doch glücklich; immer so lange, bis ich wieder weinen muss.

Mittwoch, 17. November 2010

Tote Maler können nicht malen. Viele lebende auch nicht.
Können wir alternative Welten denken?
Der Mensch zur Katze: Glaubst du, dass Katzen in den Himmel kommen? Denn im Himmel soll man glücklich sein. Und ohne Katzen wäre ich nicht glücklich.
Die Katze: Aber wenn ich auch im Himmel noch Menschen um mich habe, bin ich nicht glücklich.

Dienstag, 16. November 2010

Wo die Gesellschaft einer möglichen Dynamisierung durch Literatur sich beharrlich entzieht, sollte man vielleicht eher Dynamit anwenden. (Wortdynamit)
Das Gedächtnis der meisten, die sich für Elefanten halten, ist das einer Mücke.
Goethe ist ein Maar, Freud ein Brunnen. Schiller ein Bach und Kafka ein tiefer Waldteich. Thomas Mann ein Kanal – und Thomas von Aquin die Pisse in allen.
Dieses unermessliche Leid ein bisschen fühlbar machen.

Montag, 15. November 2010

Als Gefangener ist mit der Zeit nur noch von Bedeutung, was im Gefängnis drin geschieht, die Außenwelt wird mehr und mehr zu einer Art Zeitungsmeldung ohne Belang. Sind deshalb Autoren, die in einem total kontrollierten Staat schreiben, meist zu sehr nur noch für sich selbst und ihre Mitbürger wichtig? Ist das in der Schweiz so? Ist das bei mir so, da ich in mir gefangen bin, gegen die Welt stehend?
Rock’n’Moll.

Sonntag, 14. November 2010

Viele Selbsttötungen von ordinären Menschen scheitern vielleicht daran, dass sie in einem Abschiedsbrief, den sie der Nachwelt meinen schuldig zu sein, nichts zu sagen haben. (Ja, ich habe Dostojewski gelesen.)
Es ist schon eigenartig: Mein Großvater kommt aus Schwarzenberg, mein Großpapa aus Schwarzsee: Ich muss einfach eine dunkle Seite in mir haben.
30 Kilo Sprengstoff ist in der Schweiz pro Kopf vorhanden. Und dann sind da die Deppen, die darauf noch stolz sind: Auch für sie sind 30 Kilo da!; als wär’s ihr’s. Und nicht gegen sie.
Die Leute mit ihren Redefehlern, die eigentlich Denkfehler sind, drehen alles ins Euphemistische; es muss ›zurückverdreht‹ werden, damit es heißt, was es meint: Staatschef → Schadskleff. (Bitte was?)
Das derzeit so oft herbeizitierte ›Abendland‹ kennt keine kriegerischen Absichten gegen andere Religionen, andere Staaten? Und was ist mit: »Kein schönrer Tod ist auf der Welt als wer vorm Feind erschlagen.«? (Vorm Feind??) (Weitere Beispiele gibt es zu Tausenden.)

Samstag, 13. November 2010

Warten auf Dodo ...

Donnerstag, 11. November 2010

Wenn wir nicht im Laufe der Entwicklung lernen, unsere Destruktionstriebe von unseresgleichen abzulenken oder überhaupt umzuwandeln, wenn wir fortfahren, einander wegen kleiner Verschiedenheiten zu hassen und um einen kleinen Gewinn zu erschlagen, wenn wir die großen Fortschritte in der Beherrschung der Naturkräfte immer wieder für unsere gegenseitige Vernichtung ausnützen, welche Zukunft steht uns da bevor? (Die Antworten bitte an die Damen und Herren Politiker)

Mittwoch, 10. November 2010

Das Mythische, das ahnte Lovecraft, ist letztlich nicht erzählbar, weil jede Erzählung ihren Stoff gegenwärtig macht, der Mythos aber immer schon vergangen ist.
All dies, was ich ›wahr‹ nenne: Es ist ein Leben, gesehen und geführt mit Verve und Empathie.
Mehr Freirhythmiker als Steifstrophler!
Die Zeichensetzer als dem Computerzeitalter Jahrtausende voraus: Letztlich ist das Alphabet auch ein Code für die Welt, wie sie die Rechenmaschinen benötigen, um die Welt für sich irgendwie zu erfassen.
Wann gelangt der Staat endlich dazu, die Essenz der Literatur jenseits von allem Gebrauchswert in ihrer ästhetisch-metaphorischen Qualität zu sehen?
Dichtung als verbremste (gebremste?) und gebogene Sprache.

Dienstag, 9. November 2010

Und zur Sprache bringen lässt sich dann eben doch nicht alles.
Saufen bis ins Komasutra ...
Ich sitze an meinen Webstuhl der Gedanken und webe der Welt den luftigen Riesenteppich der Anders-Welt.
Bibliotheken: Sind sie nicht das abgelagerte Sediment der Vernunft, die jahrhundertelang schon anredet gegen die Holz-, Hohl-, Flach- und Schwachköpfigkeit, die auf Erden das Sagen hat?
Schriftsteller: Weltenerbauer und Realitätszerstörer.
Ci-Ca-Cortison: Der Altersheim-Lachabend.

Montag, 8. November 2010

Aus dem Unvollendetsein eines so genannten Fragments, über dem der Künstler gestorben ist, könnte etwas zur Sprache zu bringen sein, was dessen Unvollendetsein bedingte. Denn sind nicht alle Lebenswerke, also die Gesamtwerke ebenso Fragment? Will nicht jeder Künstler noch mehr machen, als er bei seinem Tod erst erreicht hat? Und was kommt daraus also zur Sprache?
Eher soll Dein Schatten Dich verlassen als ich Dich. Jaja, wenn die pilzkopfhelle Atombombe fällt …
»Wie ein junges Reh« – Jagdsprache des Abknallens übertragen auf das Aufreißen von Frauen. Was denken sich diese Jäger eigentlich? Vermutlich genau das!
Die nackte Wahrheit akzeptieren die meisten Leutchen nurmehr in anzüglichen Werbungen; wehe, sie erscheint mal in einem Buch, das auch Kinder lesen könnten.
Literatur: Zwei Schriftsteller zeichnen sich gegenseitig.
Was ist schlimmer: Ein Staats-Imperium, das die Menschen nicht wollen und worin sie unterjocht werden – oder ein selbstgewähltes System des Konsum-Terrors?
Ist es Selbstmord, gegen das System anzutreten (Suicide by system)? Oder ist man als Systemgegner so oder so ebenfalls Teil des Systems?

Sonntag, 7. November 2010

›Sturmangriff‹, ›Gemetzel‹: Nur zwei Blickweisen in den Geschichtsbüchern.
Etwas in Kauf nehmen. Genau!
Autor sein: Biographie statt Karriere.
Der Weg zum Inneren Ich ist um einiges vertrackter, als sich das die üblichen Esoterik-Gurus so vorstellen.
Welt in Duodez: Der Schweizer versteht’s!
Diese Jedermann-Gesellschaft, deren Gedächtniskraft nicht einmal von einem Großskandal bis zur nächsten Wahl durchhält ...
Die Moral kommt dem meisten eben wirklich erst nach dem Fressen.
Dafür, dass die Patrioten vorgeben, ihr Land zu lieben, werfen sie mir ein bisschen zu viel Müll drauf. Atommüll. Benzin.
Das Gebet des Teenagers: Rette mich aus dieser Welt der Zwänge, aber bitte in Gucci.
Was eine gute Tat ist, das frage man besser nicht die Terroristen. Auch jene nicht von Vater Staat. Denn für die heißt: Jeden Tag eine gute Tat = Jeden Tag ein Attentat.
Rübenlichter in die Kürbisschädel!
Filzokratie.
A-a-a-aber die Liebe? Meist eh nur das, was uns vorgegaukelt wird, das soll man haben: eine schöne Frau, ein starker Mann, ein Mann mit Haus, eine Frau mit Mitgift, Kinder, die alles besitzen müssen, was der Markt so anpreist …
»Mit Nachdruck muss betont werden … « Peng! Plemm! »Es gilt herauszustreichen …« Peng! Plemm! Mit Nachdruck wird betoniert. Der Kunstetat wird aus der Jahresrechnung herausgestrichen. Peng! Plemm!
Durch viele Wände kommt man nur mit dem Kopf.
Haben ist vielen ein Sein.

Samstag, 6. November 2010

Zum Glück kann man das Leben nicht wirklich aus der Sicht seiner letzten Minute ansehen: Von diesem Standpunkt muss es ausnahmslos und radikal lächerlich erscheinen; so können wir uns bis zu dem Zeitpunkt vom Prinzip Hoffnung peitschen lassen.
Warum hören einige Autoren im Alter recht plötzlich auf zu schreiben? Könnte es nicht sein, dass sie den zu genauen Blick hinter die Kulissen nicht mehr ertragen? (Weil sie durch das Aufstellen von eigenen Kulissen die Pfuscherei in den Kulissen der Welt zu deutlich erkennen?)
Was macht Bücherrücken, die auf Tablaren mir die kalte Schulter weisen, doch so viel wärmer als Menschen, die ihre Brust mir stolz entgegenrecken?
Guernica: Ein Spanienkämpfer, der sein Gewehr wegwirft, nachdem er tödlich getroffen wurde. Späte Einsicht?
I-A, I-A, I-A, schreibt der Beamte, schreibt das Beamtchen, schreibt die Beamtetheit.

Freitag, 5. November 2010

Gut Geld gefällt.
KondDomHerren.
Lebensläufe verwandeln sich in Todesfälle.
Wie realistisch ist die Wirklichkeit? Wie wirklich ist die Realität? Was bleibt von aller dicht gelebten Wirklichkeit noch übrig, wenn alles Gelebte in einer nicht mehr zu fassenden Vergangenheit rettungslos versunken ist?
Trachten und Niedertrachten.
Wider alle bösen Wieder der Geschichte …

Donnerstag, 4. November 2010

Es würde der Politik guttun, müsste jeder in ihr aktiv Tätige eine Ausbildung durchlaufen. (Wie früher der Adel, der sich wenigstens zu benehmen wusste und eine bestimmte Minimalbildung besaß. …)
Kommt alle Gewalt aus der Erfahrung einer Gefangenschaft, eines Nicht-ausbrechen-Könnens im Leben? Und wäre eine solche Gewalt berechtigt, wenn sie nichts, absolut nichts zum Ziel hätte als das Ausbrechen aus dieser Gefangenschaft? Solange es die Tat eines Einzelnen bleibt, eines Einzelnen, den das Leben am Leben hindert? (Und ist nicht der Suizid solch eine Gewalttat, eine nach innen gekehrte?)
Kamel, Löwe, Mensch: Wer ist Mensch, wer? Wer ist schon wirklich Mensch?

Mittwoch, 3. November 2010

Architektur des Verneinens und Verleugnens: Schlachthäuser haben nie Glaswände oder große Fenster.
Sollte ein Standpunkt ein Standpunkt sein? Oder darf er auch ein Wischi-Waschi-Komma sein? (Gruß an die Politik!)

Dienstag, 2. November 2010

Statement für die Aktion der Gruppe parteiloser Medien- und Kulturschaffender, die sich in der Stube entschieden haben, vom Sofa aufzustehen und etwas zu tun (für 2x Nein bei der Ausschaffungsinitiative und dem Gegenvorschlag am 28. November 2010)
Infolge Rohstoffmangels kam der Mensch vor erst 40'000 Jahren nach Europa. Heute fordern die Tiere die sofortige Ausweisung aller Menschen!
Die Vorstellung der Christen, sie werden im Tod das ewige Leben gewinnen, ist ihr (einziger) unsterblicher Witz!
Es feiern die ›evangelischen Kantone‹ der Schweiz auch heute noch den Sieg der ›Eidgenossen‹ über die ›abtrünnigen‹ Kantone im Sonderbundkrieg. Woher also nehmen sie und die Schweiz allgemein das Recht, Jugoslawien einen Vorwurf zu machen, wenn es seine ›abtrünnigen‹ Republiken nicht aus der ›Republik‹ entlassen will? Ich frage.
Und in der Politik erbricht der kakalogische Kretin CB seine monströse Sprache auf die Köpfe seiner Mitgeiler.
Gähnral: Nichts im Kopp, nur in der Koppel.
Zuvielgesellschaft.
Schrottesdienst.
Die Herren der Schröpfung.

Montag, 1. November 2010

Widerlebt die Ja-Abers(-Artigen)!
Die Zeit der kleinen Unscheinbarkeiten scheint in der Literatur einmal mehr vorbei zu sein: Die Mimosen der Gedanken, die feinen Bruchzahlen der Gefühle sind nicht mehr gefragt, wie noch vor einigen Jahren. Es beginnt (vielleicht) eine neue Periode der Literatur: Das große Erzählen steht wieder im Vordergrund – zum Glück auf einer ›höheren Stufe‹ als um 1890. (Wenigstens in der Literatur gibt es einen Lernprozess, eine Entwicklung.)
Après nous le déluge? – Hauptsache heute und jetzt: deluxe!

Sonntag, 31. Oktober 2010

Der Reporter, der sich eingeschlichen hatte, schreibt in seinem Bericht über den ›Anti-Feminismus-›Kongress‹‹: »Allgemein dominieren bei den Männern unüberlegte Frisuren, zu weite Lederjacken oder pastellfarbene Windjacken, und die meisten Schuhe sehen aus, als seien sie aus einer Ausverkaufs-Auslage bei Dosenbach gefischt worden. Die hohen ästhetischen Ansprüchen, die Kuhn an die Damen stellt, werden beim Anti-Feministen-Treffen kaum erfüllt.« – Ob die beschriebenen Typen nicht alle einfach Undercover-Journalisten waren, die sich nun gegenseitig beschreiben?! Und René Kuhn und seine paar Sitz-Front-Mannen also die Einzigen, die wirklich der Sache wegen dort waren … ?
Tatsachen wahrer Vorspiegelungen.
Ich will die grün-rot-gelbe Fahne der Schweiz zurück! Die Christen sollen meinetwegen nach Schwyz ziehen und da ihren eigenen Zu-Kreuze-kriechen-Staat haben.

Samstag, 30. Oktober 2010

So erfrischend ist das Bad nie, so lau weht der Wind nicht, so hell scheint die Sonne nie – wie am ersten Ferientag.
Wenn es eines Tages möglich sein sollte, mit Worten anderen genau das mitzuteilen, was man selber erkannte, könnte die Menschheit effektiv aufeinander aufbauen: standing on the heads of giants.
In der Tiefe des Menschen stecken ›Vor-Worte‹ im reinsten Sinn.
Dekolletés, so tief wie Nietzsches Gedanken.
Allen Kriegsopfern, vor allem immer noch jenen des Zweiten Weltkriegs, wird durch die Geldmacherei der Filmindustrie mit dem Thema Hohn gesprochen.

Freitag, 29. Oktober 2010

2007 gaben bei den Nationalratswahlen 48,5 Prozent der Stimmberechtigten in der Schweiz eine Stimme ab. 29 Prozent stimmten für die SVP. 29 Prozent von 48,5 Prozent, das sind 14,065 Prozent: Das also ist der Anteil der Schweizer in der Schweiz; denn alle anderen sind für die SVP keine Schweizer mehr: »Bei den Bundeswahlen sagt man JA zur Schweiz und wählt also die SVP, oder man sagt NEIN zur Schweiz und zum Schweizer-Sein.« Aha. Und was ist mit den anderen 85,9 Prozent? Sind wohl alles minderwertige Menschen, Menschen zweiter Klasse, wie?! (Wie dumm sind die eigentlich?)
Gehörlose Poeten (Gebärde-Poeten): Dichter, die in der Gehörlosengebärdensprache sich mitteilen (muss gefilmt werden). Schöne Bewegungen, gute Folgen, auch Neukombinationen etc. werden ›bewertet‹/geschätzt.
Wie soll man einen Fehler eingestehen, ohne dass der andere denkt, man wolle den Fehler verkleinern?
Die großen Kunstwerke sind eine Verheißung der Evolution.
Einer, der sich den linken Ringfinger abschneidet, um nicht zu heiraten: als wenn das was nützte.

Donnerstag, 28. Oktober 2010

Wie es in einer Volksdemokratie gewisse Wünsche gibt, denen man sich als Rechtsstaat einfach nicht beugen darf, so gäbe es auch in der Kulturpolitik einige Grundsätze, die nicht angetastet werden dürften. Der Schweizer Staat blamiert sich in letzter Zeit des Öfteren bei beidem.
Die Schweiz: Finanzinstitute, wo die großen Gelder aus den Krisengebieten der Weltpolitik eintreffen; oder eine Autobahnraststätte, an der die 40-Tonnen-Laster Europas vorbeidonnern. Auf seiner Oberfläche aber spricht das heile Lied vom Vaterland vom Gegenteil, vom sauberen Chalet auf schönem Hügel, das gegen alles, was von draußen hereinwill, tapfer verteidigt wird. Ist das nicht peinlich: Das Hochhalten von hehren Freiheitsidealen, die im Lärm der Marktwirtschaft untergehen … ?
Menschen mit Visionen sollen zum Augenarzt gehen, heißt es. Falsch! Menschen ohne Visionen sollten einen Psychiater aufsuchen.
Pfarrer, die eine Versicherung abschließen: Sie widerlegen ihren Glauben an Gott gleich selbst.

Mittwoch, 27. Oktober 2010

Die vaterländische Fahne weht hierzulande vor allem aus Bierflaschen.
Stilistisch Stummer: Mein Inneres ist fort und fort gemartert von namenlosen doch peinvollen Wehen, aber des Geistes Zungenband klebt fest, löst sich nicht, ich lalle nur.
Als die Theater Friedrich Dürrenmatt zu schneiden begannen, sagt Peter von Matt, machte er sich den eigenen runden Kopf zur Schaubühne und pfiff auf die Intendanten. Konsequent heisst das für den Schriftsteller: Wenn er nicht beachtet wird, soll er den eigenen Kopf zur Welt machen und auf die ganze Menschheit pfeifen.
Ich schreibe tonale Musik, nicht atonalen Misuk, oder moderne iMuks Muksi.

Dienstag, 26. Oktober 2010

Tiraden eines Klartext brillenden Human-o-pathen und Un-Menschen ...
Wenn am Anfang die Hölle stand und am Ende soll der Himmel sein, so können wir in der Weltgeschichte noch nicht weit vorgerückt sein.
Erinnerungen trocknen ein wie Pflaumen.

Montag, 25. Oktober 2010

Man soll niemanden für geisteskrank halten, der in voller Absicht eine schäbige und unglückliche Vergangenheit von sich abschält und durch eine brillante Erfindung ersetzt: Von diesem Gesichtspunkt wird eine Ablehnung Freuds verständlich; und wäre damit nicht die Dichtkunst, als Entwurf einer besseren Gegenwelt im Angesicht des Entsetzlichsten, eine ständige Erfindung als Schutz vor dem Zugriff des Grauens? (Obwohl ich Freud durchaus mag.)
Man geht zwar oft vergebens zum Arzt, niemals aber umsonst.
Wenn das Leben eine Seilbahn wäre, scheiterten die meisten bereits bei der Talstation.
Geld ist mehr Wert.
In Zukunft wird es immer mehr Vergangenheit geben.
Besser eine Ordnung in der Unordnung als eine Unordnung in der Ordnung.
Man kann nicht nur vereinsamen – man kann auch verzweisamen.

Sonntag, 24. Oktober 2010

Das Leben auf Plakat:

Bring Dich nicht um – wir brauchen Dich als Steuerzahler.

Wenn schon Selbstmord, dann erst mit 65!

Warum einen tragischen Tod sterben? Das Leben hat noch mehr Tragik zu bieten!

Bring Dich nicht um!: später gibt's das umsonst.

Wer will schon wissen, wie es weitergeht? Darum: kein verfrühtes Sterben. Bleib im bekannten Immergleichen des Lebens.

Kein Selbstmord! Wenn Du nicht leben solltest, wärst Du bereits früher abgetrieben worden.

Samstag, 23. Oktober 2010

Viele, die das Jenseitige anstreben, manövrieren sich bloß ins Abseits.
Was bitteschön ist denn ›das christliche Abendland‹ ganz genau für eine Kultur?
Was?! Literatur soll einerseits eine genaue und überzeugende Beschreibung der Gesellschaft geben, andererseits aber auch Idealbilder gestalten, und das mit ein und demselben Stück Text? – Na gut, bitte, dann machen wir das halt, wie es in der DDR gemacht wurde, wie es in China gemacht wird: Wir geben ein überperfektes Ideal-Bild der Gesellschaft, das durch diese Ironie gleichzeitig entlarvt und eben auch überzeugend geschildert wird. Voilà. (Äh, machen wir das nicht auch in der Schweiz schon lange so?!)

Freitag, 22. Oktober 2010

Der Urknall muss sabotiert worden sein.
Er ist seinen Ideen treu – bis sie sterben.
Wer zugrunde geht, hat deswegen noch lange keinen festen Boden unter den Füssen.
Politiker wollen stets Geschichte schreiben. Ich will bloß Geschichten schreiben. (Oder Geschichtchen?)
Vorsicht: Leben gefährdet Ihre Naivität!
Leere Phrasen finden in hohlen Köpfen stärkeren Widerhall.
Die Menschen haben ein Recht zu erfahren, was sie nicht wissen dürfen.
Text ist für Papier eine Verschmutzung, die reinigend wirken kann.
Wer nicht nur von dieser Welt ist, vermisst nicht viel in dieser Welt.
Desiderium originis: Diese Regung ist es, was den wahren Künstler vom normalen Menschen unterscheidet – zu seiner Freude, aber auch zu seinem nicht geringen Leidwesen. Der Künstler strebt zum Ursprung zurück, nicht nur zu seinem Ursprung, sondern ebenfalls zum Ursprung als Grundidee, zum eigentlichen Kern allen Seins und Abbildens. Dabei wird er selbst zum Ursprungsort seiner Werke und verspürt dadurch genau jenen Ekel - weil nun erneut etwas Neues in der Welt ist, das nie mehr in den Anfangspunkt zurück kann.

Donnerstag, 21. Oktober 2010

Wer eine kleine Bibliothek gelesen hat, wird als bekloppt betrachtet – aber das Steuergesetz hat 50‘000 eng bedruckte Seiten.
So eine, die sogar Vorhängchen vor die Schlüssellöcher (innerhalb der Wohnung) hängt.
Kein alltäglicher Darsteller, sondern ein Darsteller des Alltags: Auf wen passt diese Formulierung am besten?
Stammbaum: zum Dranpissen.

Mittwoch, 20. Oktober 2010

Zeit: die wahre Schonheit.
Ich begreife gewisse Dinge, die Menschen so tun, aber ich verstehe sie nicht.
Die Feder ist mein zweites Ich? Welche Feder? oder Über die Lächerlichkeit alter Ausdrücke.
›Langeweile haben‹ dürfen in unserer Welt höchstens noch die Jugendlichen: Danach hat man keine Zeit mehr für derartige Späße.
Keine anderen Stützen als den altersgrauen Bart und die Runzeln der Gewohnheit.
Wir mausern uns, um mit neuen Federn uns zu schmücken …
Das ganze Leben laufe ich dem Dilettantismus davon, und er holt mich immer wieder ein, und ich wünsche mir nichts mit einer größeren Intensität, als dem Dilettantismus zu entkommen. (Vielleicht bin ich professioneller Dilettant?)
Frauen kann man die Welt zu Füßen legen – dann wollen sie aber bestimmt den Mars. (Obwohl der dazugehört.) (Das ist aber immerhin besser, als was die meisten Männer wollen …)

Dienstag, 19. Oktober 2010

Die gehortete Kälte der Bilder.
Spätestens nach dem bekannten Erdbeben von Lissabon 1755 war es unanständig, an Gott zu glauben; nach Auschwitz ist es ein Verbrechen. (Voltaires drei Formeln: Wenn Gott gut wäre und trotzdem gibt es das Übel, dann ist er nicht allmächtig; wenn er allmächtig wäre und es gibt das Übel, dann ist er nicht gut; wenn er allmächtig ist und gut, wieso gibt es das Übel?)
Was nützt es, wenn Schriftsteller ganz aktuelle Themen aufgreifen, wie z.B. die Immobilienblase? Die Menscherl bringen es ja doch fertig und lassen sie weiter wachsen und wachsen, bis sie platzt: die Blase. Sofort ist dann das Buch veraltet – zumindest, wenn es nicht exemplarisch für etwas stehen kann. Und das hätte man ja gleich haben können; einfach mit anderem Thema. Also: Was nützt es?
Wie ich auf all die Ideen komme? Na, mein Hirn befindet sich in ständiger zwanghafter Denk-Masturbation: Da spritzt immer mal wieder was raus.
Und heutzutage maßen sich der Furz und der Rülpser an, was allein dem Geiste gebührt: nämlich zu wehen, wo er will.
Vor 50 Jahren verdiente ein Coiffeur bei einem Herrenschnitt 3.50 Franken; heute 40 Franken. Er bekommt also aus verschiedenen Gründen über elf Mal so viel. Ein Buch aber kostet nie elf Mal so viel wie damals. Obwohl die Hauptarbeit da auch nicht von Maschinen gemacht wird. Was sagt das über eine Gesellschaft aus?
Auch wenn ich so genannt werde – ich nick‘ selten mit dem Kopf.

Montag, 18. Oktober 2010

Was chlöpfe mer höt ine?
Ach, die größenwahnsinnigen Irren: Minigolf reicht ihnen nicht; Golf muss es sein. In solchen Dimensionen, reklamieren sie für sich, würden sie halt auch denken. Und denken doch nur alle Eile in Weile.
Früher, ja, früher: Wir mussten alle derart untendurch, sogar die Muttermilch war durch Marken rationiert bla bla ding dong plemm ...
Die Rede von einer ›Schweizer Nationalliteratur‹ hat schon immer eine wirr-unhaltbare Abstraktion dargestellt. Was lernen wir daraus?
Fünf Landessprachen: Schweiz – Svizra – Svizzera – Suisse – Suicide.
Die Kirche glaubt tief in ihrem Herzen immer noch an die Erde als Scheibe. Unglückseligerweise brechen an den Rändern der Scheibe immer wieder neue Ketzerbewegungen aus …
Null Promille für Jäger gefordert, wenn sie auf der Jagd sind: Ja, ist denn das noch nicht so!?

Sonntag, 17. Oktober 2010

Ich lass mir die Idee patentieren: Bei der Geburt Leute auf Koks abhängig machen, der Staat hat das Monopol auf den Verkauf → nie mehr Probleme mit den Steuergeldern.
Das Bern-Stein-Zimmer.
Was schwafle ich eigentlich so hochgekotzt? - Ich schreibe ja nie so gut wie die, die ich bewundere. Ist das nun eine Strafe? Wofür?
Texte in Etyms bzw. DD (Deutlichem Deutsch; © Dominik Riedo) sind heute nicht mehr zwingend erforderlich; der gute Leser hat das darin vermehrt zur Geltung gebrachte auch im ›Normalen‹ zu lesen gelernt; angebracht ist die Schreibart bloß noch da, wo man es mit Denkschwachen und Verstehenslegasthenikern zu tun hat: also eigentlich doch überall außer bei den wahren Schriftstellern und einigen wenigen exquisiten Lesern.
Aus dem Walde der Erinnerung kommend in das Dickicht der Gefühle stolpernd …
Schon als Kind faszinierte es mich, in Schwarzenberg die Kleine oder Große Welt ablaufen zu können –: die Vorstellung, jetzt etwas Gesamtes begehen zu können; doch schon damals stellte ich mir die ›Welt‹ nicht geographisch vor, sondern zeitlich: die Welt – vom Anbeginn bis zu mir (als Kind).
Das Leben ist aufgeladen mit existentieller Gefahr.
Nur wenn der Kunstschaffende sich nicht vom Staat durchfüttern lässt, kann er der Erniedrigung zu Recht entrinnen, die er sonst tot oder lebendig über sich ergehen lassen müsste; nämlich der, sich vereinnahmen zu lassen. – Warum aber nehme ich Geld vom Staat? Weil er es nicht schafft, das Urheberrecht durchzusetzen. (Hier ist es also kein Geschenk, sondern eine Ausgleichszahlung.)
Das neue PEN-Signet möchte ich als mein Fingerabdruck haben – welcher Chirurg will das übernehmen?
Alles hat bei den Sterblichen den Wert des Unwiederbringlichen und des Gefährdeten: Jede Handlung, die sie ausführen, kann die letzte sein; es gibt kein Gesicht, das nicht zu zerfließen bestimmt ist wie das Gesicht in einem Traum. – Im (so genannten) Himmel dagegen ist(/wäre) jede Handlung und jeder Gedanke das Echo von anderen, die irgendeinmal ohne ersichtlichen Grund vorangingen, oder die zuverläßige Verheißung anderer, die sich dereinst bis zum Taumel wiederholen werden. (Ich will dereinst sterben, danke.)

Samstag, 16. Oktober 2010

Leben: Blitzlicht zwischen zwei Dunkelheiten. Eine wacklige Hängebrücke über dem Abgrund, gespannt ins Nichts …
Kunst: Rebellion gegen die Unumkehrbarkeit der Zeit.
Gesellschaft statt Gemeinschaft.
Für eine Ökokratie!

Donnerstag, 14. Oktober 2010

Eine Granate riss ihm den Bauch auf. Im Wegrennen stolperte er über die eigenen Därme. Der Junge starb einen qualvollen Tod. – Also nur eine Anekdote im Erinnerungsbuch aus dem Afrikakorps. Dennoch: Was schreibt man über solches Leid? Wie schreibt man anders darüber? Was wird dem Leiden gerecht?
Im Flugzeug: Der mögliche Tod schmeckt neutral über Russland wie China wie Afrika. (Das Steak aus der First Class?)
Welt, Mensch, Leben, Tod: alles leere Begriffe? – Fülle sie!
Moderner Tanz? Warum nicht den Chor der hasserfüllten Kinder auf die Bühne bringen, die alle Autofahrer mit ihren Bewegungen verführen und in den Tod brausen lassen?
Raphael Gross legt in seinen Essays zur Moral der Nationalsozialisten dar, dass man es bei ebenjener NS-Moral mit einem extrem partikularen System zu tun hat, will heißen, dass seine durchaus vorhandenen Normen und Werte eben explizit nur für eine bestimmte Gruppe gegolten haben. – Aber kommt uns das nicht bekannt vor?

Mittwoch, 13. Oktober 2010

Die einen nehmen, was die Welt ihnen nur gibt; das nennen sie Leben. Und manchmal kommt einer und gibt der Welt noch etwas dazu und macht sie reicher und will nichts weiter, als dass sie ihn sein lässt.
Fairness ist, wenn zwei sich in den Haaren liegen, ohne einander die Frisur zu verrupfen.
Beim Spülen der Toilette vermeine ich jeweils zuerst einen ächzenden Mann zu hören, dann einen kläffenden Hund im Hinterhof und eine keifende Frau.
Kritiker: Zieht eure Tintenschwänze ein!
Was ist das für eine Welt, in der ein miefeliges Kleinbürgertum im Namen universellen Fortschritts das Leben selbst zunehmend vernichtet.
In den Höhen der Vernunft bekommt manch einer zu wenig Sauerstoff. (oder: Sauer-Stoff)
Derart Geizige, dass sie selbst auf der Fähre am Ende noch schnell den Lift zwei Mal benutzen, weil er im Preis inbegriffen gewesen wäre.
Nicht Fortschritt kann das Ziel sein – sondern Entwicklung.
Die totale Verteenagung der Werbung: Sogar für Corega Tabs machen Jugendliche Werbung: Bemerken die ihre Blödheit nicht?
›Man ist‹ wechselt heute ebenso rasch wie ›man trägt‹.

Dienstag, 12. Oktober 2010

Puristen müssten sich noch des ekligen Spermas schämen, das zu ihrer Zeugung vonnöten war. (Und an die Frauen denkst du wieder nicht, oder wie?!)
Büchners Tod: Letztlich die Aposiopese in Reinform …
Der PEN und weitere NGOs protestieren wacker gegen China und andere Staaten, die sich nicht an die Menschenrechte halten – aber fast alle Regierungen machen bzw. erlauben weiterhin Geschäfte mit jenen Staaten! (Geldi-Geldi heil!)
Der Alte, der vor den Dingen seines Lebens steht, sie anschreit, schließlich zerschlägt: »Sagt mir, sagt mir … «
Problemwörter werden in der heutigen Zeit ganz schnell kaltgestellt. Problemmenschen meist noch schneller.
Die Literaturszene: Dramaturgie des Karussells.
Die meisten Touristen schauen sich eine Stadt an wie zuhause den Zoo.
Der Wind, der mit dem Sturzregen heranfegt, gibt der Luft Sprache und Bewegung.

Montag, 11. Oktober 2010

Was können Worte tun? Ein Text – und man sieht alles anders. (Der Text muss es nicht anders machen.)
Gibst Du mir dein Wort am Ort, in der Zeit zu zweit? (Echo-Text)
Elegie auf die schwindende Sichtbarkeit der Welt, der Wel, der We, der W, der
Ich möchte mit meinem Laptop begraben werden. Oder noch besser: Man presse mich nach meinem Tod und der Kremation zu einem Mikrochip, speichere alle meine Texte als Daten auf diesem Chip – und begrabe mich dann.
Wer Bücher verbrennt – hat Angst vor ihnen.
Vorwärts, Bürger, eilen wir zurück! – Die Dummheit der Politik.
Was können Worte bewirken? Solange die Worte ertönen – ist da Leben! (Gib also dem Unsagbaren Worte; es müssen nicht zwingend die perfekten sein.)
Der Unfindling.

Dienstag, 5. Oktober 2010

Christof B., Bundesratsverräter – bald tot?

Donnerstag, 23. September 2010

Der Schriftsteller gleicht einer Mocca-Bohne: Verrieben ist er am meisten wert.
Wem Sprache egal ist, der muhe als Vokalkretin weiter sein »geil«.
Demokratie ist der Kniff, dem Volk im Namen des Volkes feierlich eins überzubraten.
Die Arroganz des Menschen: Alle gewöhnlichen Menschen müssen sterben. Ich bin nicht ein gewöhnlicher Mensch. Also sterbe ich nicht. Wir denken es immer wieder neu, mit Bergen von Toten vor unserer Nase.
Hinter so vielen Stirnen –: nichts zu behirnen.

Mittwoch, 22. September 2010

Der Nutzen des scheinbar Nutzlosen: Wer Sprache nicht hat/kann, nimmt die Welt ohne Komma, Ausrufezeichen und Fragezeichen wahr.
Die Menschlein von heute prahlen gerne damit, weit gereist zu sein: Man wisse dann mehr über sich und die Welt. Aber warum informieren sie sich nur synchron? Nicht auch diachron? In der Geschichte kennen sie sich meist überhaupt nicht aus. Dabei lernen wir aus ihr mehr als durchs Reisen nur durchs Jetzt.
Wir sind in die Welt Gejagte mit einer Uhr im Herzen. Das Ticken bleibt, auch nachdem die Uhr verschenkt ist.
Was ist der Jäger anderes als – ein Knallkopf?!
Ohne Lebensfreude keine Arbeitsfreude. – Goldene Worte; allerdings dürfte sich die Arbeitsfreude der Schweizerin und des Schweizers zur eigenen Lebensfreude verhalten wie Schokolade zu Bouillonwürfeln.
Es ist ehrenhaft, sich nicht nur mit sich selbst zu beschäftigen. Aber wer es einmal versucht, macht bald die Erfahrung, fast ganz allein zu sein.
S’esch nömm we hött!
Ehemalige Celebrities erzählen spät in ihrem Leben gerne in billigen Heftchen von ihrem glamourösen Leben. Ich erzähle lieber gleich von Anfang an glamourös von meinem billigen Leben.

Dienstag, 21. September 2010

Ich brauche keine Hölle in einem Jenseits – sie widerfährt mir tagtäglich hier auf Erden.
Literatur soll gelesen werden – nicht umtrunken.
Dass Churchill zu Lebzeiten den Nobelpreis für Literatur bekommen hat, ist ja bloß ein schlechter Witz. Aber vielleicht hätte er ihn mit den überlieferten Sterbeworten verdient gehabt: »Alles ist so langweilig.«
Je fadenscheiniger die Aussage, desto würziger die Verpackung. (Literatur?)
Zur Freiheit und zum Glück braucht’s nur den Willen, mehr nicht. Ne: Zur Freiheit und zum Glück braucht’s nur keinen Willen. (Gruß an Schopenhauer)
Aus dem Traum erwachend in den Todesschlaf.

Montag, 20. September 2010

Die Schweiz betrachtet sich wesentlich und ursprünglich als eine ›Gemeinschaft aus freiem Willen Verbündeter‹. Nichts da von Gottes Gnaden (verschiedene Konfessionen). Und es gibt auch keine vorpolitisch zwingende Bedingung für diesen Staat, wie etwa eine gemeinsame Sprache. Es gibt nur den freien Willen jener, die dazugehören. Dieser aber ist frei nur, wenn er auch anders könnte. Im autonomen, mit Vernunft geplanten und keineswegs metaphysisch hergeleiteten Akt des republikanischen Zusammenschlusses steckt daher von Natur aus immerzu unter anderem die Möglichkeit, bei gegebenen guten Gründen wieder auseinanderzutreten. Dieses Denken des Anderen gehört sogar per definitionem zu einer Konföderation und mithin verstößt die Tabuisierung solcher Gedanken gegen die Grundlagen einer Republik. (Oder anders gesagt: Kritik an der Demokratie und einem Land kann nur in der Demokratie wirklich gelingen. Sie müsste die Politik gar freuen …)
Wir sind alles Epigonen? – Der Glaube an die absolut vollkommene Form ist ein hohes Erbe des europäisch-abendländisches Geistes. Er ist das platonische Schönheitsstreben der Renaissance, das Winckelmann nach Deutschland brachte und Goethe noch bekannte, als er auf dem Rücken seiner römischen Geliebten Versformen skandierte. Und es war das Credo Jacob Burckhardts sowie des europäischen Klassizismus. So gesehen sind all jene, die an die Form als einzigen Wert im zunehmenden Chaos der sinn- und formlosen Welt glauben, jene, die die ganze Hässlichkeit der Welt in strahlende Schönheit umschmieden wollen, je ein Glied in einer langen Kette. – Aber wie steht es heute um diesen Glauben? Fast niemand beugt sich noch unter das Gesetz der Form: Wer heute noch streng an der Form arbeitet, ist ein Einzelfall. Die Kette wird loser.
Die Dummheit gehört zum kostbar gehüteten, unverlierbaren Besitz der Menschheit.
Warum verehre ich (literarische) Schönheit so hoch? Bloß innere Haltlosigkeit? Das Minderwertigkeitsgefühl des Schwachen, das Leid des Ausgestoßenen, des Verachtet- und Geringgeschätzten, der Widerhalllosigkeit?
Sonne, Mond und Sterne, ihr fernen Wolken auf der Himmelsweide: Größe vermittelt ihr längst nicht mehr, doch Schwermut bleibt allemal.

Sonntag, 19. September 2010

Die Floristen riefen den Valentinstag ins Leben, die Bäcker lieben ihren Tag des Brotes, und die Rüstungsindustrie bricht halt einen Krieg vom Zaun. (Und: Klingeling, hörst Du die Weihnachtsglocken rufen?)
Ergebnis der ›Völkerverständigung‹: Ein vielsprachiges Schild – mit der Aufschrift »Nicht betreten!«
Jede Bundesrätin/Jeder Bundesrat dürfte sich im Berner Stadttheater eine Loge reservieren lassen während ihrer/seiner Amtszeit. Wie viele machen davon Gebrauch: keine/keiner! – Und was sagt das über ein Land?
Neu soll Ende der obligatorischen Schulzeit die Medienkompetenz der Schüler einmalig benotet werden. Man würde besser die Medien selbst mal auf ihre Kompetenz hin prüfen und öffentlich bewerten.
Schweißgenossen. / Scheißgenossen. / Eisgenossen. / Kreisgenossen.
Die XXX fordert Männerquote auf dem Straßenstrich.
›Nationalgeschichte‹ (Gründungsmythen) kann als Faktor der Begeisterung auf die Wahrheitsbehauptung ebensowenig verzichten wie die Religion. Wenn sie nur noch Literatur ist, ist sie halt auch nicht mehr Historie, nicht mehr zuverläßiger Bericht über das, was einst geschehen ist. Das macht Literatur dem Staat so verdächtig.
Ich protestiere, also werde ich nicht beachtet (in dieser Welt).

Samstag, 18. September 2010

In Luzern fördert der Kanton die Wahrnehmung des Bettags. Wo bleibt da die Trennung von Kirche und Staat? (Und man soll mir nicht damit kommen, dass wir eine christlich geprägte Gesellschaft sind: Wir sind viel mehr geprägt von der Aufklärung (Rationalität, Demokratie, Toleranz, Meinungsfreiheit, Menschenrechte), die wiederum berief sich auf die Antike.) Noch schlimmer aber: Zuständig ist der Bildungs- und Kulturdirektor: Was aber hat Kirchliches mit Bildung zu tun (sie wollte und will sie möglichst fragmentarisch vermitteln) oder der Kultur (sie ist das wohl beste Beispiel einer Unkultur)? Es ist für denkende Menschen einfach eine Frechheit! Oder schlimmer: eine Tragödie, nein: ein Unglück!!
Der Kammerherr der Finsternis. (Gruß an Wolf von Niebelschütz)
Eine allumfassende Bildung könne man heute – im Unterschied etwa zum Verständnis davon im Barock, wo man einem Menschen noch zutraute, enzyklopädisch zumindest alles zu begreifen – nicht mehr besitzen. Das Schlimme heutzutage ist aber nicht dies, sondern viel eher, dass wir auch nicht mehr eine Bildung im Sinne der Aufklärung vermitteln: Wir lehren nur noch, was die nächste Generation braucht, um Geräte zu bedienen, zu funktionieren, alles am Laufen zu halten. Aber nicht, was es bräuchte, um selbst differenziert zu denken, auch mal gegen etwas wirklich und gut begründet zu opponieren, sogar mal bewusst auszubrechen, anders zu leben …

Freitag, 17. September 2010

God wants dollars / God wants cents / God wants pounds shillings and pence (Roger Waters)
Herrgott! Wenn du zufällig die Muße hast, dich zwischen zwei Börsenbaissen oder einigen dämlichen Völkerschlachten auch einmal um die Armen zu kümmern: Hörst Du die Schreie derer, die da nichts haben – einfach nichts? – Kyrie eleison …
Solange die Leute glauben, dass der Fidibumskram, der in Kasernen und Zeughäusern so getrieben wird, mit dem wahren Wert der Völker etwas zu schaffen habe, solange wird kein Friede sein auf Erden.
Seit jeher war die Gebrauchsliteratur (Verbrauchsliteratur?) bezeichnend für den Alltag, weil nämlich von ihnen aus zwar nicht auf den Verfasser, aber ganz genau auf das konsumierende Publikum geschlossen werden kann.

Mittwoch, 15. September 2010

Keine Kulturpolitik, ne: Kunstpolitik ohne Künstler! Hier aber haben wir in der Schweiz ein erhebliches Demokratiedefizit in der Verwaltung öffentlicher Institutionen und an öffentlichen Stellen. Überall wird von Kulturmanagern darüber entschieden, wo was wie in die Kunst fließen soll an Geldmitteln. Da sind Entscheidungen über die Köpfe der Betroffenen hinweg vorprogrammiert. Deshalb: Kunstpolitik nicht ohne die Kunstschaffenden!

Dienstag, 14. September 2010

Aus dem Mutterleib gerettet, im Krieg verreckt.
Wissen ist (zu großen Teilen) auch Ohnmacht –: gegenüber all dem, was auf der Welt geschieht.
Viele Menschen lügen sich in ihrem Leben fast alles zurecht. Ist das der Grund dafür, dass sie alle die Fehler in einem Staat nicht sehen: Sie lügen ihn sich als ›sowieso der beste, den es gibt‹, zurecht und wollens nicht anders wissen? (Heil Dir, Hellvetia ...)
Die deutsche Sprache? Aber das gibt es doch nicht. Denn es gibt hundert Arten Deutsch, und ich glaube nicht, dass ein guter Schriftsteller und ein schlechter Banker dieselbe Sprache sprechen. Geschweige denn ein mittelmäßiger Rechtsanwalt.

Montag, 13. September 2010

Worte gegen den Welthunger – Statement für die Aktion auf dem Bundesplatz am 16. Oktober 2010
Ja, nun stehen wir alle hier und finden das gut. Aber durch solche Aktionen werden – vor allem von politischer Seite – meist bloß die schlechten Gewissensbisse beruhigt, die eigentlich doch nur zum Himmel schreien, dass wir alle genug zu fressen haben. – Wer also ab heute nicht mindestens zum Vegetarier wird, damit wir nicht die Nahrungsmittel, die für alle ausreichend vorhanden wären, blödsinnigerweise weiterhin den ›Nutztieren‹ verfüttern müssen, auf dass sie schön fett werden und wir einen Bissen Fleisch an den Gaumen klöppeln können, Tag für Tag für Tag, soll sich doch bitte gleich verpissen ...
Die vielen Stimmen im Kopf hinlenken auf jenen Moment, an dem man gerade noch alle zu einem perfekten Requiem auf den eigenen Tod vereinigen kann. (Reaktion auf Rolf Dobelli)
Verzweifeln Sie nicht! Wenden Sie sich an ihre Partei. Und an ihre Gewerkschaften. Die werden den Leuten schon zeigen, was eine Harke ist. Unerbittlich. Und wenn sie eine Resolution fassen müssten …
Ach Menschen, Menschen … Einige haben eine Spinne, die ist ihnen besserer Freund, geschweige denn ihre Katze …
Kunst erbringt keine Resultate. Aber Wirkungen.

Sonntag, 12. September 2010

Selbstporträts von einem Künstler ohne Spiegel – also von einem Literaten. (Literaten?)
Maler, Künstler überhaupt, zumindest jene, die porträtieren, sollten eigentlich ›lesen‹ können, was jemandem ›ins Gesicht geschrieben‹ steht. (Aber heute scheinen viele nur noch einen Spiegel neben die Staffelei zu stellen.)
Natur: Ach, das sind doch bloß sinnlos harsche Gesetze, eine Diktatur des Ewigen, der zu entkommen keinem gegeben ist, nicht mal der Zeit.
Was bleibt später von der Zeit? – Eine Reihe von Tönen. In welchem Raum?

Samstag, 11. September 2010

Ich bin ein Apropozentriker.
Wenn es einen Himmel gäbe, säße ich mit Friedrich Nietzsche und Arno Schmidt im Schmollwinkel.
Die Bücher, die Schrumpfköpfe der Geistesgrößen, nebeneinanderstehend in Reih und Glied.
Tristesse oblige.
Leser von heute und www-morgen.

Freitag, 10. September 2010

Demokratie hat in der Literatur etwa so wenig zu suchen wie ein Cocktail-Tourist in den Tropen. (Was auf die Kulturpolitik jedoch nicht zutrifft.)
Ich schreibe eine Art Palimpsest-Literatur.
Sogar in der neutralen Schweiz verhält sich die Zahl der Schlacht-Denkmäler zur Zahl der Dichter-Denkmäler wie die Macht zum Geist.
P.E.N.: Hoffnung ist gut, Ungeduld ist besser.

Donnerstag, 9. September 2010

Hey, Jesus! Hast du den Diamanten schon gefunden, der vom Weihnachtsbaum des Kosmos herabhängt? … ? – – –: Schade …
Der Dummheit letzter Schuss.
Die ›Schicklichkeit‹ des Füdlibürgers ist weniger auf lauten Beifall aus als auf die stillschweigende Billigung der anderen. Je schwächer und ängstlicher der Mensch, desto stärker ist er auf diese Art der Bestätigung angewiesen.
Die Hauptkraft der Evolution muss von unseren ökonomisch-technischen zu unseren seelisch-geistigen Fähigkeiten verschoben werden. Sonst ist die Welt bald einmal vollständig zerstört.

Mittwoch, 8. September 2010

Ich schreibe zu kompliziert, zu schwierig? – Mit meiner Sprache ist Auschwitz schwer zu planen, noch schwerer zu errichten, kaum durchzuführen, auf keinen Fall zu rechtfertigen. Die Gegenprobe im stilistisch immer uniformeren Einheitston mag jeder für sich selber machen … (Können Gleise, die nach Auschwitz führen, in der Grammatik angelegt sein? Ja!)
Wenn dreihundert Menschen auf der Straße stehen, ist es ›eine Zusammenrottung‹. Wenn dreitausend in einer hohen Halle unsichtbare Geister anrufen, so hat keiner etwas einzuwenden.

Dienstag, 7. September 2010

Wuchs dir die Sprache im Mund, so wuchs in die Hand dir die Kette: / Zieh nun das Weltall zu dir! Ziehe! Sonst wirst du geschleift. – Je nun, manchmal wär’s gar nicht so schlecht, über Sterne und Planeten geschleift zu werden. (Oder stehen wir, wenn wir das Weltall ziehen können, außerhalb von allem?)
Der Mensch sei (nach Lorenz) nicht wie eine Ameise oder Termite: Er ertrage es nicht, ein anonymes und durchaus austauschbares Element unter Millionen völlig gleichartiger zu sein und fordere mit vollem Recht die Behauptung seiner Individualität. Warum aber haben dann fast alle denselben miesen Schreibstil, dieselbe miserable Sprache? – Da kann es mit der Individualität nicht gerade viel auf sich haben …

Montag, 6. September 2010

Und doch ist mein Schreiben oftmals vor allem ein Privatvergnügen, ja ein intimes Geheimnis, das all meinen Vergnügungen, letztlich dem Leben selbst einfach die nötige Würze verleiht.
Ein Ziel des Schriftstellers könnte sein, dass das, was er in seinen Werken zurücklässt, eigentlich er selbst ist. (Deswegen verspürt er auch selten den Wunsch, Kinder zu haben.) (Und ob es gelingt - gelingen kann? - eine andere Sache.)
Warum ich Erinnerungen teilweise ganz bewusst produziere? Um eine Art Echoeffekt genießen zu können.
Und die Glocke klingt: Ich will, ich will …
Himmel, Himmel, Hagelkorn.

Sonntag, 5. September 2010

Was Religion jenseits dogmatischer Fixierungen sein könnte: eine Kultur der Anerkennung jener Gegebenheiten menschlichen Lebens, die sich schlechthin unserer Gestaltungsmacht entziehen. (Aber das ist Religion kaum jemals …)
Meine Art-Genossen.
Nicht die Verantwortlichen an miserablen Zuständen werden meist dafür angegriffen, sondern jene, die solche Zustände aufdecken.
Zeit zeugen.
Unischmerzum.
Wir haben die verschiedensten Formen der Tyrannei überwunden, um heute der Freiheit der Deppen ausgesetzt zu sein. (Brumm-brumm, Auto, brumm brumm. Dumm-dumm, Auto, dumm dumm ...)
Nicht mehr veröffentlichen, weil sie’s eh nicht verdient haben? – Ne, besser doch: Sonst wird alles 70 Jahre nach dem Tod einfach gratis angeboten; dann sollen sie lieber jetzt wenigstens etwas dafür berappen.

Donnerstag, 2. September 2010

Wenn wir aus Staub erschaffen sind und uns am Ende aus ihm machen, was sind wir dann?
Ich habe oft Glück: nämlich immer wieder das verlorene.
Warum habe ich das Gefühl, man hat mich in diese Welt geschickt, um sich über mich lustig zu machen?
Die Mehrheit ist immer in der Überzahl. Aber gehören wir nicht alle einer Minderheit an?

Mittwoch, 1. September 2010

Ich liebe das Leben eines Umstands wegen: Weil ich darin denken darf. (Oder denken darf, ich denke.)
Nur weil einer gestorben ist, ist er noch lange nicht über alles erhaben.
Wenn man alle die Wörter nehmen würde, die ich je gesprochen habe, und sie in einer Schriftgröße aneinandersetzen würde, die gerade noch lesbar wäre, so möchte ich nicht wissen, wie oft dieser Rattenschwanz von Buchstaben um die Erde reichen würde.
Manchmal lebt man in der Gegenwart mit der Hoffnung, in der Zukunft eine Erinnerung aus der Vergangenheit zu sein.
Ich möchte diese Welten fragen, welches Sandkorn sie ins Rollen gebracht haben.
Erstaunlich, wie gewisse Leute vor lauter Händereiben noch zum Händeschütteln kommen.

Dienstag, 31. August 2010

Heutzutage klatscht man nicht mehr, wenn ein Flugzeug sicher gelandet ist. Offenbar nimmt man es für selbstverständlich, nicht zu sterben.
Wer aus seinem Liebsten einen Engel macht, macht aus seinen Feinden Teufel.
Ich muss erst mühsam lernen, wofür ich geschaffen bin.
Die Gegenwart ist ein Provisorium.
Oft meint einer, der im hohen Bogen fliegt, er steige auf.
Die meisten Menschen hätten, dürften sie sich selbst nie zum Thema machen, praktisch nichts zu sagen.
Jeder sieht sich selbst als Ausnahme von der Regel.
Die große, reiche Welt besucht die Theater, wo ihr vor blendenden Abendkleidern und klimperndem Schmuck eine gespielte Welt des Hungers und des Elends aufgetischt wird, während die kleinen, armen Leute sich in die grottenhaft zurechtgemachten Eventlokale presst, um einen Schimmer der Welt abzubekommen, wie sie ihn sich bei den Reichen imaginiert.
Die zuzeiten unreflektierten und dämlichen Handlungen von Genies sind weiter nichts als Sarkasmen an/in einer Welt, die die ihre eigentlich nicht ist.
Einmal anders gedacht: Das menschliche Denken hat der Welt die Zeit abgerungen. Und damit die Ewigkeit. Denn selbst ohne Welt läuft die einmal erfundene Zeit ewig weiter. (Oder?)

Montag, 30. August 2010

Unsterblichkeit ist mit Literatur um einiges einfacher zu erlangen als ein zahlendes Publikum.
Im Gegensatz zum Leben sind die Träume selbstgewählt. Oder ist es umgekehrt?
Schauergeschichten? – Der Geist der modernen Welt ist längst verstorben.

Sonntag, 29. August 2010

Oder: Balzkristalle und Schnüffelpilze.

Samstag, 28. August 2010

Die XXX: »Was denn? Was denn? Wir haben doch nichts gegen Rausländer …«
Schleim-Schlammitzky. (Auch wenn er ein Manuskript von mir zum Lesen mit nach Hause genommen haben soll …)
Aufmucksamkeit.
Neuer Liberalismus – lies: rabiater Kapitalismus.
Opera condensata gegen eisige Köpfe und kalte Herzen.
Zeitungen heute: Der tägliche Rotationsleerlauf …
Gib ihnen ihren allmächtigen Unterhaltungsfaschismus, die kollektive Amnesie, Volksverblödung heute.
Lebensschreibung statt Steinbruch! (Biographie statt Karriere!)
Die meisten verstehen recht gut – aber oft nicht gern.
Druckebürgers Ja-und-Amen.
Eine Ehe ist selten das Gelbe vom Lebensei – der Beruf muss da oft das Eiweißhaltigere abgeben.

Freitag, 27. August 2010

Heimat? –: Wurstologisch: St. Galler Bratwurst, Berner Wurst, Basler Rheinwurst, Züri-Gschnetzlets in Wurstform … isst eh alles Wurst, Hauptsache: Wurst! Wurstmenschen allen Örtchens; wo sie‘s meist haufenweise rauspressen. Arme Würstchen! Vereinzelt erbärmlich, paarig oft schon erfrecht, in Massen jedoch eine bedrohliche Naturgewalt: Wwwia sind Wwwia(schtl …), nichts geht über uns!!!
Ein demokratischer Staat garantiert theoretisch die Gleichheit der Möglichkeiten (nicht die Gleichheit an sich: wir sind per Geburt alle anders). Deswegen sorgt er meist für genügend Ruhe unter den Bürgern, damit kein so genanntes Unrecht geschieht. Was jedoch fast immer vergessen geht: Man sollte auch dafür sorgen, dass jedem Individuum genügend Unruhe gestattet ist, die es braucht, um die größtmögliche Entfaltung der ihm gegebenen Begabungen herauszufordern. (Wieder einmal also sorgt man eher für die Denkschwachen als für die Denkstarken. Meint also die Gleichheit der Möglichkeiten bloß ein ›Hochheben‹ aller auf eine ›Mindesthöhe‹?)
Fast jedes Schweizer Theater ›leistet‹ sich einen so genannten ›Keller‹ (in Luzern ›das UG‹), wo man dann die unbequemen Kinder unterbringt, also jene Theaterstücke, die nicht dem bereits gefestigten Kanon entsprechen. Die Praxis nennt sich ›Fortschrittliche Theaterlandschaft Schweiz‹.
Entgeht dem Menschen einiges an Erkenntnis bloß deswegen, weil er den Schmerz zu sehr fürchtet?
»Geschlechtskranke«: So Hobby-Historiker, die nur an der eigenen Herkunft & Familie interessiert sind.
Würden Menschen auch in ihrer Heimat bleiben, wenn sie eindeutig und beweisbar blind machte?
Das schriftsprachlose Kleinland?

Donnerstag, 26. August 2010

Müssen wir offen sein auch für das Unerwartete, das sich nicht als Resultat einer unvollkommenen Erkenntnis oder unzureichenden Kontrolle erklären lässt? Die Wissenschaft sagt: Ja. Und: Tut das weh?
Die Firma hat ein schlechtes Image? – Man ändert nicht die miserablen Geschäftspraktiken, sondern lanciert eine langfristige Presse- und Öffentlichkeitskampagne, die Abhilfe schaffen soll.
Höllvetia Park.
Der Zweck jeglicher Erziehung müsste das Glück sein, nicht ein irgendwie anders gearteter Vorteil. (Auch wenn es kitschig tönt.)

Mittwoch, 25. August 2010

Lob der Kleinheit, nicht der Kleinlichkeit.
Die subjektive Perspektive der ›Qualia‹ lässt sich (noch) nicht durch die objektive Perspektive der Naturwissenschaften erschließen. Aber dazu ist ja (bisher) unter anderem die Literatur da.
Alle menschlichen Tätigkeiten haben eigentlich den Sinn, Schrecken und Störungen zu beheben bzw. gar nicht erst richtig aufkommen zu lassen, dienen also gewissermaßen zur Systemregulierung (des Ichs). Aber wie ist das bei jemandem, der all dies bereits zum Vornherein als bloße Selbstregulierung durchschaut?

Dienstag, 24. August 2010

Die blinde Liebe löst die Wahrheit auf wie der Essig die Perle.
Unter Vorbildern wandern ist wie unter Gestirnen wandeln.

Montag, 23. August 2010

Ich verzweifle, also bin ich.
Wer der Religion das Vorhäutchen gibt, den hält sie schon beim Kopf. (Auch: Wer der Psychoanalyse das Vorhäutchen gibt, den hält sie schon beim ganzen Genital.)

Sonntag, 22. August 2010

Ach, sind wir nicht schon lange eine Gesellschaft, der alles neu, aber nichts aktuell genug ist?

Samstag, 21. August 2010

Würden in der Welt die Teufel mit Hörnern und die Narren mit Schellen einhergehen, so kämen sich die paar wenigen in der Stierarena und bei der Fasnacht verloren vor.
Schmutzgeschäfte ergeben den größten Reingewinn.
Den meisten kommt der Frühling stets ein paar Kilos zu früh.
Wer eine Lebensversicherung abschließt, kann ganz schön auf die Welt kommen.

Freitag, 20. August 2010

Warum schreiben die Staaten nicht mehr solche Wettbewerbe aus wie: Legen Sie plausibel dar, warum die als ›Naturalistischer Fehlschluss‹ bezeichnete Schlussweise tatsächlich fehlerhaft ist? – Ich meine: Es steht pars pro toto für das, was Staaten heute nicht mehr tun, nicht mehr sind. (Der Bundesrat: Was ist ein ›Naturalistischer Fehlschluss‹?)
Das Schreckliche ist nicht, dass wir nicht in der besten aller möglichen Welten leben, sondern dass wir eventuell darin leben und sie trotzdem viel zu schlecht für uns ist.
Denk mal!-Schutz
Täglich frische Leichen für die Zeitungsfresser.
Manchmal komme ich mir in der Welt so falsch vor wie ein Marienkäfer, der winters im Zimmer zu leben beginnt – erstaunt, dass seine Instinkte nichts ›Natürliches‹ erkennen und langsam zugrunde gehend.
Samenbank: Die Menschheit gebraucht selbst da solch immer auch pekuniären Worte: die Menschen als Wertanlage; wenn sie nicht rentieren, stößt man sie ab etc.
Aber es gibt Tage, da scheint einem selbst der weiße Faden auf einer schwarzen Hose des Nachbars der Welt Peinlichkeit aufzuzeigen.
Wenn man mit der Sprache auf eine anstrengendere, bewusstere Art als sonst ringen muss, wird die Welt, die in dieser Sprache enthalten ist, lebendig erneuert.
Ob Literatur überhaupt erst zustande kommt beim Übergewicht des Bezeichnenden vor dem Bezeichneten? (Was leider auch der Formalisten Meinung ist …)

Donnerstag, 19. August 2010

Beim Arzt: »Der Reichste bitte!« - Es wird so weit kommen. (Sind wir nicht schon fast da?)
Ob ein seelig Glaubender wirklich ganz fest glaubt, was er glaubt, finde man heraus, indem man ihn einen Fluch sprechen lasse, der über ihn kommen soll, wenn es keinen Gott gibt, so wie er ihn glaubt.
Negativer Auftrag von Sprache: Das Unsagbare ist nicht unsagbar. Denn mit Sprache lässt sich bis an die Grenzen der möglichen Begriffsarbeit gehen; dadurch umgrenzt sie den Bereich, an den Sprache nicht herankommt.
Literatur ist wie der elfte Glockenschlag: Er passt perfekt zu den zehn vorangegangenen und lässt alles offen. Die Vollendung wäre dann der zwölfte Schlag, der schlicht das Leben selbst wäre, das wir so selten finden und wenn, dann ist es wirklich das letzte Stündchen, das geschlagen hat.

Mittwoch, 18. August 2010

Nur jene Schriftsteller, die wirklich etwas können, sollen genug verdienen. Diese Haltung ist so was von verlogen: Als könnten nicht B-Fußballer von ihrem Rumgekicke leben, als wäre die Karriere von bloß regional bekannten Architekten nicht gut mit Geldscheinen gepolstert. Es zeigt halt, was die Kunst den Menscherl wert ist. (Und ich sage das nicht aus Bitterkeit: Ich habe soeben eine Staats-Förderung erhalten.)
Die Welt kann nicht viel mit mir anfangen. – Ich mit ihr auch nicht.
Eigentlich hat ja alles keinen Zweck; aber warum schreibe ich dann noch, warum schreie ich noch? – Um meine Stimme in den Kanon einzumischen der poetischen Hymne jener, die im Schmollwinkel des Wolkenkuckucksheims sitzen.
Ich sehne mich nach einem Dasein ohne Gewicht. Befreit vom Panzer des Selbst würde man zu einem quasi fliegenden Wesen, das sich als Mensch in Texten bloß ausgibt und maskiert. (Aber ist nicht die Sonne so nah, so nah ... ?)

Dienstag, 17. August 2010

Die kühne Vision der Kulturschaffenden fehle heutzutage, es fehle der große gesellschaftliche Gegenentwurf. Ja, wie wär es denn mit einem totalen Auto-Verbot in allen Städten? Menschen würden ruhiger, Menschen würden wieder eher da wohnen, wo sie eine Arbeit haben, die dumme totale Mobilität würde als Ganzes überdacht, die Umwelt atmete auf, der Lärm wäre um vieles kleiner, weniger Tote, weniger Schmerz, nur Fahrräder und Fußgänger und die notwendigsten motorisierten Vehikel auf den Straßen … – aber: wer will denn das schon? diesen ›großen‹ gesellschaftlichen Gegenentwurf?
Früher bedeckte man mit der Hand den Mund, wenn man gähnte. Wohl auch, weil selten jemand noch schöne Zähne besaß. Heute zeigt man, was man hat. Überall.
Der Roman eignet sich besser fürs Historische als der Film: Dieser, in der Totalität seines Blicks, ist dazu verdammt, Tausende kleine Fehler zu machen. Prosa aber kann aussparen und hat darum die Möglichkeit, fehlerlos zu sein. (Ausnahme beim Film: Wenn man – wie Kubrick – gleich eine Vergangenheit schafft, die sich am Kunstwerk, ja am Kunstblick einer vergangenen Zeit orientiert.)
Versuche das Unmögliche: Tanz den Tanz der Puppen, deren Schwerpunkt außerhalb ihrer selbst liegt (Kleist).
Was nie vollkommen gelingen wird: Die Literarisierung des eigenen Todes.

Montag, 16. August 2010

Wer heute für sich noch ein Schicksal, ja gar eine göttliche Vorherbestimmung in Anspruch nimmt, der schreibt dies auch den in Auschwitz ermordeten Juden zu; wer sagt, sein Leben bewege sich auf ein ihm gegebenes Ziel hin, der impliziert, auch jene Leben der Ermordeten hätten ein solches gehabt – das eben nur die Gaskammer habe sein können. Wer dies denkt und/oder sagt, ist recht eigentlich ein Nazi. (Oft ohne, dass er es weiß; aber schützt Nichtwissen vor Strafen in einer sich modern nennenden Welt?)
Der Muttermund am Anfang, das Maul der Erde am Ende. Da ich aber per Kaiserschnitt zur Welt kam, welchen Tod darf ich erwarten?
Wahre Schriftsteller sind oft Schattenwesen: Im Leben treten sie recht ombranisch auf, gerade so, dass man sie kaum wahrnimmt; dafür bleibt ihr Schatten auch nach dem Tod noch auf Erden, als säßen sie weiterhin auf ihrem Stuhl, die Welt beobachtend.
Im schöpferischen Gelingen liegt stets – egal, wie dunkel der Stoff auch sein mag – ein Element der Erhellung, der Durchheiterung.
In einem perfekten Kosmos wäre keine Erkenntnis möglich, da es keine Inkongruenz gäbe zwischen der Welt an sich, und dem Begriff, auf den die Vernunft sie zu bringen unternimmt. Dafür gäbe es auch keine Schmerzen.

Sonntag, 15. August 2010

Ich bin auch (siehe Karl Kraus) größenwahnsinnig: Ich weiß, dass ich den Nobelpreis nie bekommen werde …
Würde man die Schweiz plattwalzen, wäre sie so groß wie Russland. – Fragt sich nur, ob man sie besser mit einem Teigroller walzt oder mit Panzern.
Überzeichnung, Stilisierung, künstlerischer Wille: nur dadurch darf die Literatur von der Realität abweichen; nicht aufgrund falscher Beobachtungen.
Journalisten wollen meist ebenso wenig von ihren Artikeln von gestern wissen, wie sie morgen von ihren Artikeln von heute wissen werden: Sie reden sich in eine völlige Beliebigkeit eines Geplappers, das allen Einfluss, aber keine Bedeutung hat.

Samstag, 14. August 2010

Humor hat in der Kunst mit existentiellem Ernst zu tun. Sonst ist es bloß Klamauk.
Die meisten Menschen sehen die Welt ein Leben lang mit den Augen ihrer Eltern.
Große Kunst ist immer eine verstörende Vision – bei vollem Bewusstsein.

Freitag, 13. August 2010

Kein Mensch glaubt ernsthaft, dass alles auf Erden gut sei. Aber fast alle glauben, dass alles gut werde.

Donnerstag, 12. August 2010

Solange man nicht tot ist und kein Geist, bleibt nur die tröstliche Möglichkeit, dass es die Welt, gegen jene jenseitige gehalten, im Grunde nicht gibt.