Dienstag, 30. April 2013

Jetzt hab‘ich natürlich den Faden verloren. Aber eines ist endlich – etwas spät freilich; und überhaupt: wie lange noch? – erreicht: Ich blicke von meinem Schreibtisch aus ins Grüne hinein! Was das für eine ›Riedeaux-Färbung‹ der Welt bedeutet, davon machen sich wenige Menschen einen Be-Begriff. – – – Und vornehinaus lebe ich das ›Flughafengefühl‹: Ei, wie das tut!
Mit 39 (seit 21) wohne ich zum ersten Mal in einem Haus mit einem Lift: So steigt man vom Niemand zum White Trash auf.
Der Drucker wetzt seine Klauen und zieht das Papier an sich. Er wird zum Greifvogel, ein Draußen an der Wand, die Auflösung von Innen und Außen, mein Kopf stülpt mit.
Den für die Schweiz bezeichnenden (Kleinformat-)Charakter – Notat-Charakter. (Sekundenbücher).

Montag, 29. April 2013

In meinem Luzern zerreißen Düsenjäger die Luft.
In meinem Luzern wird auf der Titelseite der einzigen Tageszeitung oft über Kirchliches berichtet (mit einer Foto, natürlich).
In meinem Luzern fließen 95% des Kulturbudgets ins KKL und das Stadttheater.
Mein Luzern verwendet Geld aus dem Kulturbudget, um eine Plakataktion zum Bettag zu sponsern.
Mein Luzern baut beim Kantonsspital für die Angestellten lieber einen riesigen Parkplatz als eine mehrstöckige Tiefgarage.
Mein Luzern schickt bei der Einweihung eines Kreisels oder eines Lehrpfades ganz offiziell einen Priester hin.
In meinem Luzern werden von einem offiziellen ›Taubentöter‹ Tauben getötet, weil es der Menschen wegen zu viele gibt.
Mein Luzern hat fast keine Straßen nach Schriftstellern benannt.
In meinem Luzern hören Velostreifen an engen Stellen einfach auf.
In meinem Luzern wird der Schnee auf Velowegen ganz zuletzt geräumt.
Mein Luzern fördert Literaten 120 Mal weniger als Bern.
Deshalb gehe ich ins Exil.
Mein Bern ist jetzt mein neues Bern.
Poesie sollte nie an die falsche Tür klopfen.
Aus Furcht, er sei ein Stümper. Keine Sätze zu Ende. Aber jetzt wird er gefeiert. Tote können sich nicht umstülpen. Er liegt in seinem Namen wie in Formalin.
Winkelriedoadvokat.
Sie ringen nach Fassung wie eine Glühbirne und brennen durch.
Das Herkömmliche Erfinden und Erzählen von Fabeln und Geschichten sei nicht länger haltbar? Wenn aber alles Fiktion ist – letztlich sogar die Welt, die wir uns zusammensetzen (auch Referenzobjekte haben fiktionale Züge) – … doch!
Die Tubas von früher, alle, die ich gespielt habe, treffen sich als Orchester in meinem Kopf.
Leben: ein kardinales Moment von Textgenese.
Klein o, groß O, ‘ne Null – und fertig ist das Vollmond-Cortison-Gesicht.
Literatur ist (auch) Palliativpflege.
Am Nullstern der Photographie: Ein Salzkorn ändert sich.

Sonntag, 28. April 2013

Augenblitz mal!
Vergeblichkeit ist immerhin, was nicht vergeht. Darin liegt auch das Scheitern, dem die Kunst entspringt. Denn Nicht-Scheitern hieße, dass da kein Widerstand mehr wäre und alles aufgehoben.

Samstag, 27. April 2013

Aus welchem Schächtelchen kriecht meine aufgeräumte Stimmung?
›Blinder Passagier‹: Er macht alle anderen blind, die ihn nicht sehen sollen. Schöner Beruf.
Am Ende könnte nicht das Schweigen stehen wollen, sondern das Zurücknehmen: Auch der geschriebenen Texte wieder in eine Privatheit, die nicht verletzt; die alles auslöscht: litté-rature.
Die NOTATE, die Salzkristalle und Trüffelpilze trotz ihrer ›Öffentlichkeit‹ als Para-Literatur: Was denn nicht? Auch heute noch: Wer liest denn? Wer versteht denn?
Schritte eines Drumherum-Schreibens.
Eh verdüstert sich die Welt zur Nachwelt: Lieber leben als schreiben. Aber geht das?
So denke ich an das …… und schreibe es.
Jeder im Spiegel gesehene Gesichtsausdruck, scheinbar passend zum Leiden, ist eine so piepsige Wiedergabe des ganz großen Weltschmerzes, dass man sich das Gesicht vom Kopf reißen möchte. (Es ist wie ein ständig falsch zitiert werden.) (Das Außen gibt es irgendeinmal auf, dem Schmerz einen passenden Ausdruck verleihen zu wollen.)

Freitag, 26. April 2013

Du mit der Plombe im Zahn
Und dem schmerzenden Gesichtsnerv
Fuselnd im Therapie-Chemiegemisch
Von nachgewonnenem Ruhm
Wen haut die ausgefranste Fanfare
In der fliegenden Kamera
Noch aus den Socken?
Ich verschwinde aus der Geschichte. Ich verschwinde aus den Geschichten.
Ich möchte ein Erdloch machen, mich drin verkriechen und warten, was passiert.
Frühling: Hey, wie die Blusen schwellen.
Die deutsche Grammatik als Maschine: ratter-di-tatter-ums-geschnatter.
Texte, wo die Mundart Literatur geworden ist, sind eigen.
Halbbatzig: Beim Geld nie.
Ich will ein volles Leben: Essoterik. Gebt mir Fraß.
Traumsatz oder Satztraum?
Wenn sich Geschichte in einem Satz zusammenballt.
Botschaften aus dem Jenseits / oder / Wie es ist, eine Sonder-Art zu sein.
Die meisten Menschen kommen aus eigener Denk-Leistung nicht mal auf die Quartessenz einer Sache.

Donnerstag, 25. April 2013

Igel-Psychose? Dämon, dämon. Dämonischer Igel. Was stecken für Stacheln in mir?
Auf’s Dichten verzichten
Wicht’re Dinge gehen fort.
Die Zipfelchen schwinden
Und dann auch das Leben.
Und wie ein Spätzlein
Muss willig man vom Dach: Krach.
Ach.
Neidisch aufs Lachen?! – All das Groteske lässt mich doch fast vergiggeln.

Dienstag, 23. April 2013

Und alles alles frisst sich.
Auch ich möchte gefressen sein.
So ein Maul muss sich doch gut anfühlen.
Auch wer stumm liest, hat etwas im Ohr. Auch wer laut hört, hat es auf der Zunge.
Wer schreibt mir, der ich nicht sehe, in meinem Körper den Text?
Der große Weltkater … Ich möchte kleine schwarze um mich haben …
Die Angst vor jedem neuen Text. Beim Lesen und beim Schreiben. Oder ist es Freude? (Mittendrin ist es Freude.)

Montag, 22. April 2013

Seltsamer Traum heut‘ Nacht: Man glaubte mir nie, wie ein Wort geschrieben wird, ich musste ständig im Wörterbuch nachschlagen. Aber die Wörter ließen sich nicht finden.
Arabeske: Die unendliche Fülle in der privaten Einheit.
Und als ein Tag
Hastig wieder kam
Sprach er langsam
Vor sich hin
Nun soll es anders sein
Ich will das Leid
Aus der Welt wegtragen

Doch leidet er plötzlich
An seiner Last
Und lässt es vor dem Ziel
Dann ganz
Mäuschen klein
Kroch allein
In das dumpfe Loch hinein
Ging herdrauf
Nicht mehr rauf
Fraß und saß und biss sich tief
BALD BINDEN SIE MIR DIE SCHNAUZE ZU

Und ich war da und du warst da
Und wir hörten uns schreien
Bis wir taub wurden
Und ich war doch noch da
Und du warst auch da noch

Und du bist da und ich bin hier
Wir sehen einander
Bis wir blind werden
Ich bin da und du bist da
Aber wir sind füreinander
Nur dort

Sonntag, 21. April 2013

Die Welt in den Griffel kriegen.
Ein Scheitern in die Höhe.
Poetik der Ernüchterung: Darauf ein Glas!
Rumpelsurig: Ich vibriere und würde am liebsten die ganze Welt abschütteln.
Ich baue Texte mal an. Dann sind Tatsachen geschafft. Da, nehmt, träumt!
Wenigstens die Pultschublade (»Alkoholverwaltung / 4080«) stellt etwas ›Normalität‹ her – übers früher gehörte Geräusch des raschen Zu-Gleitens, wo alles noch in Ordnung schien.
Die Zeit entstellt
Alle Lebewesen.
Wohin?
Ein Hahn schreit.
Er kann’s nicht deuten
Er kann’s nicht zeugen.
Ich kann nie bleiben.
Mein Roman: Kein Leben.
»Ich habe bei den meisten Schriftstellern einen zentralen Satz gefunden – der freilich bisweilen in mehreren Varianten vorkommt.« – Das ganze Werk als Variante – aber wovon?
Der Komponist, der nur Finale schreibt, alles zuvor nur ein Herantasten, Exposés zum Eigentlichen ….
Der Leser möge sich fausten.

Samstag, 20. April 2013

Hilflosigkeit anderer hilft mir: Sie lässt mich ein Gegenüber fassen.
›Anlesen‹: Was gibt mir die Welt?
Gebärden. Wichtiges Sich-Gebärden. Sich gebären.
Herrje, herrja.
Alles ist Werk. Alles ist Leben.

Freitag, 19. April 2013

Niemand hat das letzte Wort: Der große Nobodaddy. Komm, geh.
Bäume flehen auf.
Oh, kommt, ihr außerplanmäßigen Töchter aus Elysium.
Tafelverhänger, weg mit eurem Tischgezauber. Ich will reinen Schreib-.
AllüberALL
Ist Dunkelheit
Kinder werden Greise
Drei Sekunden später
Sterb ich was für
Einige Zeit
Ist Ewigkeit
Krähwinkelriedoexistenz.
Winkelriedoexistenz.
Die Erstausgaben meiner Gefühle sind verdruckt.
Zwanghaft Schreiben-Müssen als Gefängnis.
Alle Schriftsteller träumen von Größe: Ich möchte mal ein Gnom sein.
»Meerlicht«, schreien alle. Zum Meere zieht‘s sie hin.
Die Menschen hocken vor der Ewigkeit wie Frösche.

Donnerstag, 18. April 2013

EIN-AUS
Mir träumte heute
Mein Vater hätte seinen Schwanz zurückgezogen
Oder ihn schön früher nur xx xxxxxx Xxxxxx
          [xxxxxxxxxxxx
Si hätted nie sälle Chend hah
Aber nun bin ich da
Heute noch
Und …
10.04.2013

Donnerstag, 4. April 2013

Mir blieben nur die Worte. Und nun fehlen mir auch die.
LuzBERN.

Mittwoch, 3. April 2013

Und Santa Claus spricht: Ho ho ho chi minh …
Mögliche Texte 12
Was ein Embryo im Vaterleib denkt, wie er die Welt hört.

Dienstag, 2. April 2013

Die Kritiker: Schießen los (ei-ei) wie mit dem Maschinengewehr. Nett, sind sie nur zu Platzpatronen fähig.
Sohnemann bricht den Kontakt ab. Mutterkuchen bringt ihn um. Was meint der eigentlich, wer er ist?
Der Penner an der Tramhaltestelle, der sich das Kleingeld herauskramt, das andere im Billetautomaten vergessen haben, aber Geld ablehnt, das ihm direkt angeboten wird: »Nein, ich will, dein Mitleid nicht!«

Montag, 1. April 2013

Mögliche Texte 11
Der Ich-Erzähler wollte eigentlich eine Katze geworden sein: Nun ›reißt‹ er halt immer wieder welche auf, um in sie hineinzuschlüpfen: Es gelingt ihm. Was davon ist Wahn, nicht real? Er wird aber von einem Hund zerbissen. Seine letzte Gedanken: »Oh, schön, doch noch eine Katze geworden zu sein …«