Mittwoch, 5. Juni 2013

»Im Grunde kotzen mich Schriftsteller an, die nicht von der Idee wegkommen, ein Außenseiter oder Prophet zu sein, und das, was sie als ihre individuelle Freiheit bezeichnen, gegen die kollektive Freiheit auszuspielen versuchen, die sich an der Gemeinschaft vergehen.« Tatsächlich ist das Leben eines Schriftstellers nicht einfach mehr wert, nur weil er schreibt und vielleicht ›ewige Kunstwerte‹ schafft. Ich habe das an einer Bemerkung eines Freundes letzthin deutlich gespürt: Wenn er sagt, noch vor zwanzig Jahren sei man Büchern hinterhergerannt, auf dem Antiquariatsmarkt, heute werde alles ins Netz gestellt, er sehe seinen Beruf als Antiquar langsam als sinnlos an …, so zeigt das doch deutlich, dass ein Beruf nicht auf ewige Zeit zwangsläufig zu bestehen braucht. Auch Bücher oder andere Kunstwerke können damit nicht für eine ›Ewigkeit‹ geplant werden. Ein Text soll entstehen für die jetzige Zeit und weil es dem Schriftsteller selbst gefällt, ihn zu schreiben (und hilft damit kurzfristig der gleichen Anzahl Menschen wie andere Berufe). Also Spiel und direkte Wirkung. Den Klassiker-Status für einige Jahrhunderte gibt es höchstens gratis obendrauf. (Zu fragen wäre äußerstenfalls noch: Gibt es eine feste humane Ethik, die Schriftsteller mehr befolgen als andere Menschen?)
Dies meine Poetik auf den knackigsten Po gebracht.
Allerdings wäre eine gewisse Überheblichkeit doch begründbar vom Lesen aus: Ein wahrer Schriftsteller kann der perfekte Leser sein. Und also deswegen von mehr Nutzen für die Kunst (für ihre unmittelbare Erhaltung, ihre lange Überlieferung und ihre mögliche Interpretation). Wie bei der Religion: Nur vom Rezipienten aus macht so etwas mythisch überhöhbaren Sinn.
All dies schreibt nicht mein wahres Ich.

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