Samstag, 10. August 2013

Aber was wäre besser? Die Anarchie, hast du oft gedacht. Weil der organsierte Mensch ist zu allem fähig. Auch, weil in der Anarchie Platz bliebe für Kreativität des Einzelnen. Aber ach, es ist wohl nichts. Einen Staat als solchen hast du ja nie verworfen. Nur hast du dir hier einen anderen gewünscht. Einen, der nicht nur die Finanzwirtschaft im Kopf hätte, die sogenannte Bildung und das Militär. Plus einige Sonntagsvorstellungen von der Schweiz: das jodelnde Schwingerfestparadies auf Erden. Und Bewohner dieses völlig zersiedelten Landes, umgeben von Autobahnen, die sich noch als mitten im grünen Paradies und unberührten Bergen wohnend darstellen. Dabei speien die Schneekanonen jeden Winter das Weiß auf die Piste und die gequälten Legehühner hausen gleich neben dem Atomreaktor.
Sowieso, die Kreativität, was ist es mit ihr? Hängt die vielleicht auch mit den Bedingungen im Land zusammen, wie es jetzt ist? Denn du hast viele andere, vor allem sogenannte Dichter, fast nur noch als Erbrechende gesehen. Wortwörtlich. Du hattest da immer ein Bild im Kopf, wie der große, schlanke, coole, völlig überschätzte Engelbert Zeitkuh seine Reime, ganze Wörtchen oder einzelne Buchstaben aus dem Maul kotzt. Klar konnte er etwas. Aber er fühlte es einfach nicht. Wer so cool tat, und zwar in Momenten, in denen er nicht in Räumen war, wo er sich unwohl fühlte – dort wäre das etwas anderes – nein, er fühlte sich sichtlich pudelwohl, nun, wer dann solches tat …
Meine Güte, jetzt hast du dich eben zu den Kreativen gerechnet. Dabei hast du nie ein Buch veröffentlicht. Nie einen Text, auf den du wirklich stolz sein könntest. Aber die Gesellschaft. Und dein Körper. Denen hast du immer die Schuld gegeben. Doch wäre es nicht immer möglich, in allen Zeitaltern, zu dichten? Zu schreiben, was Sache ist? Was noch in Jahrhunderten trösten wird: Früher war es auch nicht golden. Früher waren wir auch nicht besser.

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